Die christliche Rechte lässt Präsident Trump vieles durchgehen

König-David-Pakt mit den Evangelikalen

Der US-Präsident lebt ein anderes Leben und spricht eine andere Sprache als seine evangelikalen Anhänger. Was die Führer der rechten Christen bei anderen als Frevel geißeln, lassen sie Donald Trump durchgehen.

Kirche in den USA / © PhotoLizM (shutterstock)

Der erzkonservative Milliardär Foster Friess gehörte zu den ersten, die Parallelen zwischen US-Präsident Donald Trump und König David zogen. Bereits 2016 verglich der christliche Fundamentalist die Lebensweise des Präsidenten mit den Fehlern des biblischen Führers der Israeliten. "Durch die Geschichte hat Gott unvollkommene Menschen ausgewählt, seinen perfekten Willen zu erfüllen."

Weil die Evangelikalen den Präsidenten so sehen, lassen sie ihm auch eine Sprache durchgehen, die bei anderen für sie unakzeptabel wäre. So zum Beispiel bei einer Klausurtagung der Republikaner im Repräsentantenhauses Mitte September in Baltimore. Bei einer Diskussion über Energiefragen beschwerte sich der Klimaleugner im Weißen Haus über die "gottverdammten Windräder". Das trug ihm prompt die Kritik eines Senators aus dem Kohlestaat West-Virginia ein. In einem Brief an das Weiße Haus forderte der Demokrat Paul Hardesty den Präsidenten auf, "nie wieder diese Worte auszusprechen". Dies verletze die religiösen Gefühle vieler Amerikaner.

"König David war auch nicht perfekt"

Trump dürfte das nur wenig interessiert haben. Denn im eigenen politischen Lager stört sich kaum jemand an seiner wenig frommen Ausdrucksweise. "König David war auch nicht perfekt. Aber er war der von Gott auserwählte Mann", verteidigt der kürzlich von seinem Amt als US-Energieminister zurückgetretene Rick Perry seinen Präsidenten und fügt emphatisch hinzu: "Lasst uns Amerika wieder großartig machen."

Von den sexistischen Bemerkungen über Frauen im Wahlkampf über den Ehebruch und die Schweigegeld-Zahlungen an den Pornostar Stormy Daniels während der Schwangerschaft seiner Frau bis hin zu dem tausendfachen Verstoß gegen das biblische Gebot, kein falsches Zeugnis abzulegen, prallt so ziemlich jede Kritik am Verhalten des Präsidenten ab.

Rechtfertigungen statt Protest

Zaghafter Protest aus den eigenen republikanischen Reihen fällt in der öffentlichen Wahrnehmung kaum ins Gewicht. Auffälliger sind da schon die Rechtfertigungen seiner "spirituellen Leibgarde". Ein Musterbeispiel sind die Reaktionen auf Trumps rassistische Ausfälle über die Herkunft bestimmter Flüchtlinge aus sogenannten "Dreckslochländern".

Der Hausprediger des Präsidenten, der Baptist Robert Jeffress, meinte, er dulde es keineswegs, den Namen des Herrn zu missbrauchen. Aber die Sprache sei in "dem Krieg um die Seele Amerikas" zurzeit nicht das größte Problem. Trump sei ein Verteidiger der Religionsfreiheit, führe den Kampf gegen die Abtreibung an, versuche LGTB-Rechte zurückzufahren und stärke den Obersten Gerichtshof mit konservativen Richtern.

Sprache zweitrangig

Dafür habe sich der Präsident "enorme Unterstützung von Menschen des Glaubens, nicht wegen seiner Sprache, sondern trotz seiner Sprache" verdient. Der fromme Pastor verglich Trump mit General George S. Patton (1885-1945), der im Zweiten Weltkrieg maßgeblich für die erfolgreiche Landung der US-Truppen in der Normandie verantwortlich zeichnete. Die Amerikaner seien nicht an dessen Sprache interessiert gewesen, sondern dass er sie zum Sieg führte.

Trump weiß, was er an den christlichen Rechten hat. Als die Ermittlungen zum Amtsenthebungsverfahren Konturen annahmen, wandte sich der Präsident an seine evangelikalen Anhänger. "Sie versuchen, mich zu stoppen, weil ich für euch kämpfe", erinnerte er sie an den unausgesprochenen "König-David"-Pakt. "Ich werde das niemals zulassen."


Donald Trump / © Carolyn Kaster (dpa)
Donald Trump / © Carolyn Kaster ( dpa )
Quelle:
KNA