Vietnamesen befürchten Angehörige unter Toten in Lkw

"Ich sterbe, weil ich nicht atmen kann"

Nach dem Leichenfund in einem LKW nahe London melden sich immer mehr vietnamesische Familien. Sie befürchten Angehörige unter den Opfern, nachdem eine 26-jährige Vietnamesin vor Entdeckung der Toten eine Nachricht abgesetzt hatte.

Spurensicherung am LKW, in dem 39 Leichen gefunden wurden / © Stefan Rousseau (dpa)
Spurensicherung am LKW, in dem 39 Leichen gefunden wurden / © Stefan Rousseau ( dpa )

Wie das englischsprachige Nachrichtenportal VNExpress am Samstag berichtete, haben sich mittlerweile mindestens zwölf Familien gemeldet. Diese könnten nach eigenen Angaben ihre Kinder, die sich mutmaßlich in Großbritannien aufhielten, seit dem 23. Oktober nicht mehr kontaktieren.

Chinesische Pässe vermutlich gefälscht

Die Toten waren am Mittwoch in einem Lastwagen in der Stadt Grays östlich von London entdeckt worden. Die britischen Behörden waren zunächst davon ausgegangen, dass es sich um Chinesen handeln könnte. Später wurde gemutmaßt, dass die Toten, die wohl Opfer von Menschenschmuggel waren, falsche chinesische Pässe bei sich gehabt hätten.

Erste Anzeichen dafür, dass zumindest einige der Toten aus Vietnam stammen könnten, waren aufgekommen, nachdem die Familie einer 26-jährigen Vietnamesin kurz zuvor eine SMS ihrer Tochter erhalten und veröffentlicht hatte. Darin hatte die junge Frau geschrieben: "Mama, ich liebe dich und Papa so sehr. Ich sterbe, weil ich nicht atmen kann."

Vater von Vermisstem: "Ich bin sicher, dass er tot ist"

Der 57-Jährige Vater eines vielleicht weiteren Opfers sagte der Deutschen Presse-Agentur, sein Sohn sei 2017 nach Frankreich ausgewandert und habe ihn informiert, dass er als Teil einer Gruppe nach Großbritannien geschmuggelt werden solle.

Der Vater sagte, er haben einen Anruf bekommen und sei über die Todesfälle informiert worden. Er sei aber nicht sicher gewesen, wer der Anrufer überhaupt war und ob es sich um einen Schleuser gehandelt habe. Er habe nun kaum noch Hoffnung, dass sein Sohn am Leben sei. "Ich bin sicher, dass er tot ist, aber ich versuche, das eine Prozent an Hoffnung zu behalten, dass er noch lebt", sagte der Mann über seinen Sohn.

Appelle zum Kampf gegen Menschenhandel

Kritiker machten seit Jahren auf das wachsende Problem von Menschenhandel aufmerksam, schrieb die britische Zeitung "Guardian". Das betreffe nicht zuletzt Kinder und junge Erwachsene aus Vietnam, die unter falschen Versprechungen nach Großbritannien gelockt würden. Dort würden sie ausgebeutet und oft auch in die Prostitution gezwungen.


Quelle:
epd , dpa