Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) dokumentiert die betreffenden Abschnitte des am Samstagabend verabschiedeten Schlussdokuments in einer eigenen Übersetzung:
65. Unser Planet ist ein Geschenk Gottes. Aber zugleich wissen wir, dass wir einer nie dagewesenen soziökologischen Krise gegenüberstehen, auf die wir reagieren müssen. Wir brauchen eine ökologische Umkehr, um auf angemessene Weise zu antworten. Deshalb machen wir uns als Kirche des Amazonasgebiets auf den Weg, inspiriert vom Vorschlag einer integralen Ökologie und angesichts einer zunehmenden Aggression gegen unseren Lebensraum, der in seiner Existenz bedroht ist - mit schwerwiegenden Folgen für unseren gesamten Planeten. Wir erkennen die Wunden, die der Mensch in unserem Territorium geschlagen hat. Wir wollen von unseren Brüdern und Schwestern der indigenen Gemeinden lernen, in einem Wissensaustausch.
Wir stehen vor der Herausforderung, neue Antworten zu geben, indem wir gerechte und solidarische Entwicklungsmodelle erarbeiten. Wir wollen unser "gemeinsamen Haus" im Amazonasgebiet bewahren und schlagen zu diesem Zweck neue Wege vor.
67. Wir müssen uns dringend mit der grenzenlosen Ausbeutung des "gemeinsamen Hauses" und seiner Bewohner auseinandersetzen. Einer der wichtigsten Gründe für die Zerstörung des Amazonasgebiets ist die räuberische Rohstoffausbeutung, die einer Logik der Habsucht folgt, die dem vorherrschenden technokratischen Paradigma zu eigen ist (Laudato si 101). Angesichts der bedrückenden Lage des Planeten und des Amazonasgebiets, ist die integrale Ökologie kein weiterer Weg, den die Kirche mit Blick auf die Zukunft dieser Region auswählen kann. Sie ist der einzig mögliche Weg, denn es gibt keinen anderen Pfad zur Rettung dieses Territoriums. Dessen Plünderung geht einher mit einem Blutvergießen Unschuldiger und einer Kriminalisierung jener, die das Gebiet verteidigen.
68. Die Kirche ist Teil einer internationalen Solidargemeinschaft, die die zentrale Bedeutung des Amazonas-Lebensraums für das Weltklima anerkennen und fördern muss. Die Kirche ermutigt die internationale Gemeinschaft, neue ökonomische Ressourcen für den Schutz des Gebietes zur Verfügung zu stellen und sich für ein gerechtes und solidarisches Entwicklungsmodell einzusetzen. Dabei sollen die örtlichen Gemeinden und die Ureinwohner im Mittelpunkt stehen und in jeder Phase von der Planung bis zu Umsetzung direkt beteiligt werden. Zudem gilt es, auch die Instrumente zu stärken, die bereits durch das UN-Abkommen zum Klimawandel entwickelt worden sind.
74. Wir sind alle Hüter der Schöpfung Gottes. Die Gemeinden des Amazonasgebiets selbst spielen dabei eine Hauptrolle. Sie sind Beschützer und Verteidiger der Rechte der Völker und der Rechte der Natur in dieser Region. Sie haben ihr Schicksal in der eigenen Hand und entscheiden selbst über ihre Mission. In diesem Szenario ist die Rolle der Kirche die eines Verbündeten. Sie haben sich klar dafür ausgesprochen, dass die Kirche sie begleiten soll, dass sie mit ihnen gemeinsam vorangeht (...) Sie wissen, wie man das Amazonasgebiet beschützt und wie man es liebt. Was sie brauchen, ist die Unterstützung der Kirche.
80. Wir bekräftigen unsere Verpflichtung, das Leben von der Empfängnis bis zum Tod sowie die Würde eines jeden Menschen zu schützen. Die Kirche war und ist auf der Seite der indigenen Gemeinden, um das Recht auf ein selbstbestimmtes und friedliches Leben zu wahren. Dabei gilt es, die Werte ihrer Traditionen, Gewohnheiten und Kulturen zu respektieren und sich für den Erhalt der Flüsse und Wälder starkzumachen, die heilig sind und ein Quell des Lebens und der Weisheit. Wir unterstützen die Bemühungen aller, die mutig das Leben in alle seinen Formen und in all seinen Phasen verteidigen. Unser pastoraler Dienst ist ein Dienst, der dem ganzen Leben der indigenen Völker gewidmet ist. Er verpflichtet uns, Jesus Christus und die Frohe Botschaft vom Reich Gottes zu verkünden, um gegen Sünde, todbringende Strukturen, Gewalt und innere sowie äußere Ungerechtigkeit vorzugehen. Wir setzen uns für den interkulturellen, interreligiösen und ökumenischen Dialog ein.
86. Um gemeinsam voranzugehen, benötigt die Kirche einen synodalen Wandel, eine Synodalität des Volkes Gottes im Geiste des Amazonasgebiets. Mit diesem Horizont der Gemeinschaft und der Teilhabe suchen wir nach neuen Wegen, vor allem bei der Frage der Ämter und der Sakramentalität der Kirche mit amazonischem Antlitz. Die geweihten Personen, die Laien und unter ihnen die Frauen sind die alten und stets neuen Gestalten, die uns zu dieser Umkehr aufrufen.
95. Obwohl die Weltmission Aufgabe aller Getauften ist, hat das Zweite Vatikanische Konzil die Mission der Laien in der Vordergrund gerückt: "die Hoffnung auf eine neue Erde muss vorher, ohne Unterlass, das Streben nach einer Vervollkommnung dieser Erde vorantreiben" (Gaudium et spes, Kapitel 39). Für die Kirche im Amazonasgebiet ist es dringend notwendig, dass Ämter für Frauen und Männer in einer angemessenen Weise gefördert und verliehen werden.
Das Wirken der Ortskirche gründet auf den kleinen kirchlichen Missionsgemeinden, die den Glauben verbreiten, das Wort Gottes hören und gemeinsam, nahe bei den Menschen, Gottesdienst feiern. Es ist eine Kirche der getauften Männer und Frauen, die wir stärken müssen, indem wir die kirchlichen Ämter und, vor allem, das Bewusstsein für die Würde der Getauften fördern.
96. Darüber hinaus kann ein Bischof, im Rahmen eines zeitlich befristeten Mandats, falls Priester in den Gemeinden fehlen, die Ausübung des Seelsorgeauftrags einer Person ohne Priesteramt anvertrauen, die Mitglied der betreffenden Gemeinde sein soll. Es gilt dabei, die Konzentration auf Personen zu vermeiden, weshalb die Aufgabe rotierend vergeben werden soll. Der Bischof kann dieses Amt in Vertretung der christlichen Gemeinde mithilfe eines rituellen Aktes mit einem offiziellen Mandat versehen, damit die verantwortliche Person auch von den Behörden anerkannt wird. Der Priester bleibt stets, mit den Befugnissen und Fähigkeiten eines Pfarrers, für die Gemeinde verantwortlich.
103. In vielfältigen Beratungen in der Amazonas-Region wurde die fundamentale Rolle der Ordensfrauen und anderer Frauen in der amazonischen Kirche und ihren Gemeinden angesichts ihrer vielfältigen Dienste anerkannt und unterstrichen. In vielen der genannten Beratungen wurde ein Ständiger Diakonat für Frauen gefordert. Daher war das Thema auch bei der Synode sehr präsent. Papst Franziskus hat 2016 eine Studienkommission über das Diakonat der Frau eingesetzt.
Diese Kommission kam zu einem Teilergebnis über die Realität des Frauendiakonats in den ersten Jahrhunderten der Kirche und die Implikationen für heute. Deshalb würden wir gerne unsere Erfahrungen und Überlegungen mit dieser Kommission teilen und wir erwarten ihre Ergebnisse.
111. Viele Gemeinden im Amazonasgebiet haben enorme Schwierigkeiten, Zugang zur Eucharistie zu erhalten. Manchmal vergehen nicht nur Monate, sondern sogar Jahre, bevor ein Priester eine Gemeinde besuchen kann, um dort die Eucharistie zu feiern, das Beichtsakrament zu spenden oder die Kranken zu salben. Wir schätzen den Wert des Zölibats als ein Geschenk Gottes (Sacerdotalis Caelibatus Kapitel 1), insofern dieses dem Priester im missionarischen Einsatz erlaubt, sich ganz dem Dienst am Heiligen Volk Gottes widmen. Dies fördert die seelsorgerische Hingabe, und wir beten dafür, dass es viele Berufungen gibt, die das ehelose Priestertum leben.
Wir wissen, dass diese Disziplin "zwar nicht vom Wesen des Priestertums selbst gefordert ist ..., der Zölibat jedoch in vielfacher Hinsicht dem Priestertum angemessen ist" (Presbyterorum Ordinis Kapitel 16). (...) In Anbetracht der Tatsache, dass die legitime Verschiedenheit die Gemeinschaft und Einheit der Kirche nicht beschädigt, sondern das, was sich in der Pluralität der existierenden Riten und Ordnungen zeigt, die Einheit unterstreicht und ihr dient, schlagen wir vor: Die zuständige Autorität gemäß Lumen Gentium Kapitel 26 möge Kriterien und Voraussetzungen schaffen, um geeignete und von der Gemeinde anerkannte Männer zu Priestern zu weihen. Sie sollten bereits ein fruchtbares Diakonat und eine Ausbildung zum Priesteramt absolviert haben und sie sollten eine legitime und stabile Familie beibehalten können. Auf diese Weise sollen sie das Leben der christlichen Gemeinde durch die Verkündigung des Wortes und die Feier der Sakramente in den entlegensten Zonen des Amazonasgebiets aufrechterhalten. In dieser Hinsicht haben sich einige dafür ausgesprochen, dieses Thema auch auf weltkirchlicher Ebene zu behandeln.