"Europa benötigt einen kraftvollen missionarischen Aufbruch". Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki begrüßte in seinen Segenswünschen für das Glaubens-Forum der ‚Europäischen Föderation Marianischer Congregationen’ am Samstag im Kölner Priesterseminar, dass sich die Congregationen dem notwendigen missionarischen Aufbruch aus marianischer Sicht widmen. Denn schließlich, so Kardinal Woelki in seinem Begrüßungsschreiben, sei der Gottessohn durch Maria als Mensch für uns sichtbar geworden. "Sie bahnt Christus den Weg in unsere Welt", schreibt der Kardinal und wünscht sich, dass die Christen an der Hand der Gottesmutter ihr Glaubenszeugnis ablegen. "Solange Menschen wie sie sich als christliche Zeugen versammeln, ist mir nicht bange um den missionarischen Aufbruch in Europa", freute sich der Kölner Kardinal.
Als Schirmherr des marianischen Glaubens-Forums hob der Kölner Generalvikar Msgr. Markus Hofmann in seiner Predigt zu Beginn der Versammlung die drei Pfeiler marianischer Frömmigkeit hervor. Die Kraft des Glaubens, die Grundlage des Gebets und das Urbild der liebenden Maria. Die Kraft des marianischen Glaubens von Johannes Paul II. sei es gewesen, die auch dazu beigetragen habe, die Mauer zwischen Ost und West vor genau 30 Jahren zu Fall zu bringen. Zur Kraft des Glaubens gehöre aber auch das Gebet – als Grundlage des Glaubens. Deshalb solle Europa eine betende Gemeinde sein. "Im Rosenkranzgebet nimmt uns Maria an die Hand", sagte Hofmann. Und als drittes betonte der Generalvikar die bedingungslose Hingabe Mariens, die sie zu einem Vor- und Urbild unserer Liebe zu Gott mache.
Blick hinter die Reformdebatte
Zur aktuellen Reformdebatte in der katholischen Kirche äußerte sich im weiteren Verlauf des Glaubens-Forums Thomas Marschler. Der katholische Professor für Dogmatik aus Augsburg empfahl einen Blick hinter die Reformdebatte zu werfen. Die Haltung der katholischen Kirche zur Moderne stehe hier zur Diskussion, sagte Marschler. Die Agenda der Reformbefürworter entspreche in nahezu allen Teilen der säkularen, politischen Philosophie der Moderne. Dabei gehe es im Kern um die Forderung, alle Freiheitsrechte als Fremdprophetie der Moderne auch für die Kirche anzuerkennen. Das Evangelium als entscheidender Maßstab für alle Christen werde in den Hintergrund gedrängt, warnte Marschler. "Ist das moderne Freiheitsverständnis das Freiheitsverständnis, das uns im Evangelium begegnet?", fragte der Theologieprofessor kritisch. Eine christliche Mission müsse ihre Impulse aus dem Evangelium schöpfen und nicht aus der säkularen Moderne, so Marschler, der auch vor einem Traditionsabbruch als "Gift für Katholiken" warnte. "Wir müssen die Vergangenheit ernst nehmen", sagte er. Alarmistische Slogans einiger Reformbefürworter, die behaupteten, dass die Kirche untergehe, wenn sie sich jetzt nicht reformiere, hielt Marschler für unglaubhaft und wenig hilfreich.
Neben Vorträgen und Diskussionen wurden auf dem Glauben-Forum der `Europäischen Föderation Marianischer Congregantionen’ Beichtgelegenheiten, Gottesdienst und eucharistische Anbetung angeboten.