Warum in Düsseldorf ein Friedhof illuminiert wird

Licht auf Gräbern

An Allerheiligen geschieht auf dem größten Friedhof Düsseldorfs etwas Besonderes: Die Kapelle und ausgewählte Grabmale werden farbig beleuchtet. Was es damit auf sich hat, erzählt Pastoralreferent Georg Lingnau.

Illumination auf dem Düsseldorfer Nordfriedhof  / © Beate Plenkers-Schneider (Katholisches Stadtdekanat Düsseldorf)

DOMRADIO.DE: Die Lichtinstallation zu Allerheiligen gibt es schon zum sechsten Mal auf dem Düsseldorfer Nordfriedhof. Beschreiben Sie uns mal, wie das aussieht.

Georg Lingnau (Pastoralreferent in Düsseldorf): Ja, das war eine Idee der Kommune, dass der Friedhofsleiter in Düsseldorf den denkmalgeschützten Bereich mit verschiedenen Farben und einer ausgetüftelten Lichtinstallation illuminiert. Das hat Menschen angezogen. Insgesamt kamen gut 3000 Menschen auf den Friedhof - auch Menschen, die nicht unbedingt an Allerheiligen auf den Friedhof kommen. Und es wurden von Anfang an viele Menschen mit einbezogen, die etwas mit Friedhof, Sterben und Tod zu tun haben. Darunter eben auch die katholische Kirche und evangelische Kirche.

DOMRADIO.DE: Wie sieht das aus? Es ist hell und bunt?

Lingnau: Es ist schwierig zu beschreiben. Es gibt Lichter, die in einem ganz ruhigen Rhythmus wechseln, sodass es sich lohnt, einfach an einer bestimmten Stelle länger stehen zu bleiben und einfach zu schauen, wie es wirkt, wenn es vom Blauen ins Lila und Rot übergeht. Dann gibt es auch einzelne historische Grabmale, die ganz besonders beleuchtet werden. Der Weg dahin wird  durch kleine Lampen erleuchtet, sodass man den Weg auch im Dunkeln findet. Weiterhin gibt es in der Dämmerung oder zum Abend hin Friedhofsführungen, wo Mitarbeiter in überschaubaren Gruppen an verschiedene Stellen im Friedhof führen. Es gibt auch eine Taschenlampen-Führung, die über dunklere Strecken bis zu einem illuminierten Grab geht.

DOMRADIO.DE: Ein Friedhof ist ja eher ein Ort der Ruhe. Wie wirkt er durch die besondere Beleuchtung? Und wie fühlen Sie sich auf dem Friedhof?

Lingnau: Es ist schon interessant, dass es gelingt, dass es keine so gruselig-schaurige Atmosphäre ist. Ganz im Gegenteil, es ist wirklich eine ruhige und auch sehr interessante Atmosphäre. Alle Beteiligten haben das Anliegen, dass ein Friedhof ein Ort ist, an dem die Verstorbenen ruhen, aber kein Ort, der einfach nur irgendwie skurril ist oder so. Vielmehr ist das Bestreben da, dass der Friedhof ein Ort ist, wo man gerne hingeht und wo man in der Verbindung mit den Verstorbenen und gleichzeitig in der Hoffnung auf das Weiterleben bei Gott ist.

DOMRADIO.DE: Gibt es auch Kritik - etwa von Besuchern, die finden, dass eine Lichtinstallation nicht auf den Friedhof gehört?

Lingnau: Nein, das gab es nicht. Ein Diskussionspunkt ist das mobile Café im Eingangsbereich, wo man frischen Kaffee bekommen kann. Da gab es Leute, die gefragt haben: Warum habt ihr keinen Bierstand? Wir haben darüber gesprochen, was noch angemessen ist. Das mobile Café erfreut sich aber großer Beliebtheit.

DOMRADIO.DE: Mitarbeiter des Friedhofs oder Forstamts, Friedhofsgärtner, Bestatter, Mitarbeiter der Kirchen stehen für Gespräche zur Verfügung. Ist das denn der richtige Zeitpunkt, wenn man seine Familienangehörigen oder die Verstorbenen besuchen will?

Lingnau: Es kommen ja auch Menschen - möglicherweise durch die Illumination angeregt - die keinen unmittelbaren Sterbefall in der Familie erlebt haben. Ich glaube, insgesamt ist die Motivation der Mitarbeiter an diesem Tag, Menschen auf das Thema Sterben, Tod und Beerdigung aufmerksam zu machen und dazu anzuregen, sich damit zu beschäftigen. Und an diesem Tag gibt es eben die Gelegenheit, nicht in Notsituationen oder im Ernstfall darüber zu sprechen, sondern frühzeitig. Ganz im Sinne der "Ars moriendi", der Kunst zu sterben, die ja auch immer im Interesse der Kirchen war.

Das Gespräch führte Dagmar Peters.


Quelle:
DR