"Texte von Carsten Rentzing, die sich kritisch zum demokratischen Gemeinwesen verhalten und denen das Landeskirchenamt der Landeskirche Sachsens elitäres, in Teilen nationalistisches Gedankengut bescheinigt, brauchen eine dezidierte und ausführliche Stellungnahme von Seiten des Verfassers", forderte der leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Ralf Meister, am Donnerstag vor der in Dresden tagenden Generalsynode.
"Auch eine seit Jahrzehnten revidierte Position zu diesen Texten muss gründlich öffentlich erklärt werden", sagte Meister. Rentzing habe einen konsequenten Schritt getan und sein Amt zur Verfügung gestellt.
Dieser Entscheidung zolle er Respekt. "Den zweiten Schritt allerdings, den die Öffentlichkeit - auch innerhalb der Kirche - erwartet hatte, Stellung zu beziehen und zu erklären, hat er bisher vermieden", betonte Meister. "Ich bedauere das sehr." Rentzing hatte aber bereits angekündigt, sich am 15. November vor der Landessynode der Landeskirche Sachsens zu äußern.
Auch Kritik an Verurteilung in sozialen Medien
Zugleich kritisierte Meister auch, dass sich öffentliche Personen in Deutschland durch die mediale Dynamik und die Sozialen Netzwerke mittlerweile in einem Raum der Schutzlosigkeit bewegten. "Das ist zeitweilig schwer zu ertragen." In diesem Raume gebe es keine Gnade und keine Buße. "Wer verurteilt wird, ob zu Recht oder zu Unrecht, erhält keine Wiedergutmachung", so der Bischof.
Die digitale Kommunikation habe die Geschwindigkeit der Urteilsbildung derartig angeheizt, dass über die Zuschreibung von Recht und Unrecht, Achtung und Missachtung manchmal in Bruchteilen von Sekunden entschieden werde, ohne dass die Sachgründe zuvor geprüft werden könnten. "Fehlurteile, Diskreditierungen, Beschuldigungen bleiben im Netz und vervielfältigen sich in unzähligen Richtungen", erklärte Meister. "Rückholbar sind diese Zuschreibungen meist nur schwer oder gar nicht."
Till Vosberg: Kritik überzogen
Dagegen erklärte der sächsische Synodale Till Vosberg, Meisters Kritik habe ihn "sehr betroffen gemacht". Es sei nicht richtig, dass es eine Stellungnahme des ehemaligen Bischofs zu dem brauche, was er vor 30 Jahren geschrieben habe. Sein Wirken, so wie man es in Sachsen wahrgenommen habe, habe nichts mit dem zu tun, was in den Texten stand. Eine nationalistische Überhöhung könne er nicht sehen. "Jeder kann selber diese Texte anschauen und selbst eine Bewertung vornehmen", sagte Vosberg. Es sei überzogen, von Rentzing nun eine Erklärung zu fordern.
Meister erklärte daraufhin, er glaube, "dass allen hier in der Generalsynode die Situation in Sachsen bewusst ist, und wir sie alle auch emotional, auch im Gebet, begleitet haben". Weil das Amt des Bischofs auf Einheit ausgerichtet sei, sei eine öffentliche Stellungnahme und Gesprächsbereitschaft erforderlich. Die aber habe es nicht gegeben.