Franziskus würdigt Benedikt XVI. als Theologe und Hirten

Bewahrer eines lebendigen Glaubens

​Papst Franziskus hat das theologische Wirken seines Vorgängers Benedikt XVI. gewürdigt. Er sei ein Wahrheitssucher, der den Glauben auch in der heutigen Zeit lebendig erhalten wollte.

2016: Papst Franziskus und der emeritierte Papst Benedikt XVI. in der Kapelle des Klosters Mater Ecclesiae / © Osservatore Romano (KNA)
2016: Papst Franziskus und der emeritierte Papst Benedikt XVI. in der Kapelle des Klosters Mater Ecclesiae / © Osservatore Romano ( KNA )

"Sein Ziel war es, dass wir trotz sich ändernder Zeiten und Situationen uns einen lebendigen Glauben erhalten", sagte das Kirchenoberhaupt bei der Verleihung des Ratzinger-Preises am Samstag im Vatikan. Gläubige, so habe es Benedikt XVI. gewollt, sollten Zeugnis für ihren Glauben geben können in einer Sprache, die von Zeitgenossen verstanden wird, so Franziskus weiter.

Keine abstrakte Kultur bloßer Denkmodelle

"Der Theologe und Hirte" Joseph Ratzinger habe sich nie in eine abstrakte Kultur bloßer Denkmodelle eingeschlossen. Vielmehr sei er ein Beispiel gewesen für "eine Wahrheitssuche, in der Vernunft und Glaube, Intelligenz und Spiritualität, ständig verbunden werden".

Mit der neunten Verleihung des Ratzinger-Preises wurden der kanadische Politikwissenschaftler und Philosoph Charles Taylor (87) sowie der Theologe Paul Bere (53) aus Burkina Faso ausgezeichnet. Bei der Feierstunde würdigte Franziskus die Beiträge beider für einen ernsthaften Dialog des Christentums mit unterschiedlichen Kulturen, einmal der säkular-westlichen sowie mit der vornehmlich mündlich-afrikanischen.

So stelle die von Taylor untersuchte Säkularisierung mit all ihren Folgen eine "bedeutende Herausforderung für die katholische Kirche wie für alle Gottgläubigen" dar, so Franziskus. Nur wenige hätten das Problem der Säkularisierung mit derartiger Weitsicht dargestellt wie der kanadische Philosoph. Dieser lade dazu ein, "neue Weisen zu erspüren und zu suchen, wie die transzendenten Dimensionen der menschlichen Seele gelebt und ausgedrückt werden können".

Erster afrikanischer Ratzinger-Preisträger

Paul Bere, erster Ratzinger-Preisträger aus Afrika, stehe für eine moderne afrikanische Theologie, die Inkulturation ernst nimmt, so der Papst. Nachdem das Christentum in den ersten Jahrhunderten durch nordafrikanische Theologen wie Tertullian, Cyprian und Augustinus geprägt worden war, hätten die Ausbreitung des Islam sowie die lange Phase des Kolonialismus eine «echt afrikanische Inkulturation der christlichen Botschaft verhindert», sagte Franziskus.

Bere lehrt Bibelwissenschaften in Rom und in der Elfenbeinküste. Er engagiert sich für die Ausbildung einer afrikanischen Theologie, war zudem Berater mehrerer Bischofssynoden. Der Bibelwissenschaftler befasst sich vor allem mit der mündlichen Kultur afrikanischer Länder.

Der in Montreal geborene Taylor war Professor für Philosophie an der McGill University in Montreal und arbeitet am Institut für die Wissenschaften vom Menschen in Wien. In seinem Werk untersucht er die Folgen neuzeitlicher Entwicklungen: etwa die Privatisierung des Glaubens, Schwächungen religiöser Praxis sowie die Beliebigkeit religiösen Bekenntnisses. Mit der Analyse solcher Relativierungen treffe sich Taylor mit einem Grundanliegen der Theologie Joseph Ratzingers/Benedikts XVI., so Kardinal Gianfranco Ravasi im September bei der Bekanntgabe der Preisträger.


Quelle:
KNA