In einer schriftlichen Erklärung teilte Vatikansprecher Matteo Bruni am Mittwoch mit, man nehme die Entscheidung für ein Berufungsverfahren zur Kenntnis; weiter sei man sich "bewusst, dass der Kardinal stets seine Unschuld behauptet hat". Zudem erklärte Bruni, der Heilige Stuhl bekräftige seine Nähe zu allen, die durch sexuellen Missbrauch durch Kleriker gelitten hätten.
Vorwurf des sexuellen Missbrauchs an Chorknaben
Mit der Zulassung der Berufung erhält der gesundheitlich angeschlagene Kardinal Pell eine letzte juristische Chance, gegen seine Verurteilung wegen Kindesmissbrauchs vorzugehen. Pell war bei der Verkündung der Entscheidung laut Medienberichten nicht persönlich im Gerichtssaal in Canberra anwesend und auch nicht per Video zugeschaltet.
Der 78-Jährige verbüßt eine sechsjährige Haftstrafe. Ein Geschworenengericht hatte ihn für schuldig befunden, Mitte der 90er Jahre als Erzbischof von Melbourne einen Chorknaben sexuell missbraucht und einen weiteren belästigt zu haben. Eine weitere juristische Klage ist anhängig.
Pell ist der frühere Präfekt des vatikanischen Wirtschaftssekretariates und war damit eine Art "Finanzminister des Papstes". Er ist der ranghöchste katholische Geistliche, der bisher wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt wurde.
Seine Anhörung wird nach Angaben des Gerichts in Canberra voraussichtlich erst 2020 stattfinden.
Coleridge: Schwieriger Prozess
In einer ersten Reaktion der australischen Bischofskonferenz erklärte deren Vorsitzender, Erzbischof Mark Coleridge, die Entscheidung werde den langen und schwierigen Prozess verlängern: "Aber wir können nur hoffen, dass die Berufung so bald wie möglich verhandelt wird und dass das Urteil Klarheit und eine Lösung für alle bringen wird".