Gedenktag der Heiligen Lucia

Lichtbringerin an dunklen Wintertagen

Skandinavien ist katholische Diaspora, doch die Heilige Lucia feiern alle Menschen. Vor allem in Schweden wird ihr Gedenktag am Freitag stimmungsvoll mit Kerzen und Liedern begangen. Wie kam Lucia von Sizilien in den hohen Norden?

Brauchtum zur Heiligen Lucia / © Sussi Hj (shutterstock)
Brauchtum zur Heiligen Lucia / © Sussi Hj ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: "Lucia" bedeutet "die Leuchtende". Wer war die Heilige Lucia?

Simon Rüffin (Leiter Missionarische und diakonische Pastoral/ Diaspora-Kinder- und Jugendhilfe beim Bonifatiuswerk): Die Heilige Lucia hat um das Jahr 300 n. Chr. gelebt und wurde wahrscheinlich in Syrakus auf Sizilien geboren. Es war eine Zeit der Christenverfolgung, zum Christentum konnte man sich nur im Geheimen bekennen und Lucia kam schon früh mit dem Glauben in Kontakt. Bereits als Kind legte sie der Legende nach ein Keuschheitsgelübde ab: Sie versprach sich selbst sozusagen Christus.

Nichtsdestotrotz hat ihre Mutter dann, als Lucia älter wurde, für sie einen Bräutigam aus gutem Hause gesucht. Das passte dem Mädchen natürlich nicht, denn sie wollte ja keusch leben und hat das immer weiter hinausgezögert. Aber dann wurde die Mutter schwer krank und Lucia riet ihr, am Grab der Heiligen Agatha zu beten. Das ist auch eine christliche Heilige, die auf Sizilien begraben liegt. Die Mutter tat das und wurde auf wundersame Weise wieder geheilt. Danach erklärte sie sich mit dem Wunsch ihrer Tochter einverstanden, als Gott geweihte Jungfrau zu leben und sich Christus verschreiben.

Das wiederum gefiel Lucias Verlobten nicht, enttäuscht und gekränkt in seinem männlichen Stolz denunzierte er sie beim römischen Statthalter als Christin. Lucia wurde festgenommen und gefoltert, dennoch hat sie Christus nicht abgeschworen, sondern hat sich zu ihm bekannt. Es war eine schwere Zeit für Christen, sie wurde gefoltert und es gibt zahlreiche Legenden darüber, was man ihr angetan hat. Weil sie das alles überlebte, erstach man sie schließlich mit einem Schwert in ihren Hals. Darum wird sie auch heute noch angerufen bei Halsschmerzen.

DOMRADIO.DE: In Schweden ist das Luciafest eine der wichtigsten Traditionen im Jahr. Wie wird es gefeiert?

Rüffin: In Schweden gibt es die Tradition, dass in einer Familie die älteste Tochter am 13. Dezember früh aufsteht, sich ein weißes Kleid anzieht und einen grünen Kranz mit Lichtern auf den Kopf steckt. Und dann bringt sie sozusagen das Licht zu ihren Familienmitgliedern, weckt ihre Eltern und Geschwister, und dann wird miteinander gefrühstückt, sodass das ein Tag voller Licht ist. Die Erwachsenen trinken „Glögg“, eine Art Glühwein und der Tag wird wie ein Familienfest begangen.

DOMRADIO.DE: Lucia lebte auf Sizilien, warum wird sie ausgerechnet in Skandinavien, insbesondere in Schweden so groß gefeiert?

Rüffin: Die Verehrung von Heiligen, gerade von Märtyrern, war nicht an die heutigen Grenzen gebunden. Sie hat sich weit verbreitet über Missionare und Klöster, sodass eigentlich die Verehrung oder der Kult der Heiligen Lucia europaweit war und noch immer noch ist. Besonders gefeiert wird sie heute in Schweden und Nordeuropa, es gibt aber auch ein reges Volksbrauchtum in Italien und Südosteuropa.

Aber die bekannteste Tradition ist ohne Zweifel die aus Schweden, obwohl das, was die Heilige Lucia so interessant macht, eigentlich für ganz Nordeuropa gilt: Dort ist der Winter sehr lang und dunkel und Licht ist etwas ganz Wertvolles: es erleuchtet und man kann sich wärmen. Das Brauchtum, das wir kennen, hat sich vor allem in Schweden gehalten auch unabhängig von konfessionellen Grenzen. Durch die Reformationszeit hindurch, weil es wirklich so in der Volksseele quasi verwurzelt ist.

DOMRADIO.DE: Welche Botschaft geht heute noch von Lucia aus?

Rüffin: Lucia hat als Christin Licht in das Leben ihrer Mitmenschen gebracht. Und das ist natürlich auch heute noch ein Auftrag an uns als Christinnen und Christen, Lichtbringer zu sein und das Evangelium zu den Menschen bringen. Und jetzt, gerade im Dezember, in der Adventszeit, ist natürlich das Fest der Heiligen Lucia auch ein Voraus-Scheinen des Glanzes der Weihnacht, des Lichtes, das aus der Krippe strahlt und das den Menschen zugesagt ist, die in Dunkelheit leben.

Das Interview führte Ina Rottscheidt.


Brauchtum zur Heiligen Lucia / © Jon Buscall (shutterstock)
Brauchtum zur Heiligen Lucia / © Jon Buscall ( shutterstock )
Quelle:
DR