Der Synodale Weg müsse mit der Einwilligung verbunden sein, "kleiner und demütiger zu werden als in früheren Zeiten", heißt es in dem Wort des Bischofs 2020, das am Wochenende in allen Kirchen des Ruhrbistums verlesen wurde. Dabei sei es notwendig, "differenzierte, vielschichtige Antworten zuzulassen und darauf zu verzichten, sich über andere Menschen besserwisserisch und arrogant zu erheben".
"Jahrhundertfrage" der Geschlechtergerechtigkeit
Diskussionsbedarf sieht der Bischof zum Thema Macht in der Kirche, die der Kontrolle bedürfe. Nachgedacht werden müsse auch über den Zölibat, der für nicht wenige Priester eine schwere Last bedeute. Fragen der Sexualmoral und Partnerschaft erforderten eine neue Bewertung. Zudem sei es für viele Menschen nicht mehr akzeptabel, Frauen von den wichtigsten Ämtern der Kirche fernzuhalten. Bereits in seiner Neujahrspredigt im Essener Dom hatte Overbeck die Kirche aufgefordert, sich der "Jahrhundertfrage" der Geschlechtergerechtigkeit zu stellen.
Overbeck rief die Gläubigen im Bistum Essen auf, sich aktiv am Reformprozess zu beteiligen und dabei auf Argumente zu hören. "Lassen Sie uns in dieser Zeitenwende beieinander bleiben, verschiedene Standpunkte aushalten und geduldig darauf setzen, dass sich in unserem Suchen und Ringen Gottes Geist zeigen wird."
Erste Synodalversammlung Ende Januar
Mit dem auf zwei Jahre angelegten Synodalen Weg wollen die Bischöfe und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) über die Zukunft kirchlichen Lebens in Deutschland beraten. Ein Ziel ist es, nach dem Missbrauchsskandal verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen. Schwerpunktthemen sind die Sexualmoral, die priesterliche Lebensform, Macht und Gewaltenteilung sowie die Rolle von Frauen in der Kirche. Höchstes Gremium des Prozesses ist die Synodalversammlung mit mehr als 200 Frauen und Männern. Vom 30. Januar bis 1. Februar 2020 steht die erste Synodalversammlung in Frankfurt an.