Zulehner fordert Ende der Kopftuchdebatte in Österreich

"Demütigung ist kein guter Weg zur Integration"

Die österreichische Regierung denkt gerade über eine Ausweitung des Kopftuchverbots im eigenen Land nach. Es soll Mädchen unter 14 Jahren und Lehrerinnen betreffen. Der Wiener Theologe Paul Zulehner sieht darin den falschen Weg. 

Mädchen mit Kopftuch / © Monika Skolimowska (dpa)
Mädchen mit Kopftuch / © Monika Skolimowska ( dpa )

Der Wiener Theologe Paul Zulehner kritisiert Überlegungen zur Ausweitung des Kopftuchverbots in Österreich. Damit würden "rassistische Vorurteile bestärkt, die bei einem Teil der Bevölkerung ausgeprägt vorhanden sind", berief sich Zulehner in seinem Blog auf Daten aus der noch unveröffentlichten Studie "Religion im Leben der Österreicher*innen 1970-2020". Er monierte einen "krassen Eingriff in die Elternrechte", die "Aushöhlung der Religionsfreiheit" und die Konzentration allein auf Muslime. "Demütigung ist kein guter Weg zur Integration", so der Theologe.

Überlegungen der Regierung

Zuletzt hatten Bildungsminister Heinz Faßmann und Integrations- und Frauenministerin Susanne Raab ein auf Mädchen unter 14 Jahren ausgeweitetes, bisher nur für Grundschülerinnen geltendes Kopftuchverbot in Österreich verteidigt. Faßmann nannte "Emanzipation und kritische Reflexion über Traditionen" in der ORF-Sendung "ZIB 2 am Sonntag" den "Kern unseres Bildungsauftrags"; Raab erläuterte am Dienstag im Ö1-"Morgenjournal" ihr Ziel, in Schulen allen Mädchen zu vermitteln, "dass sie selbstbestimmte, selbstbewusste Frauen werden", und stellte eine Ausweitung des Kopftuchverbots auf Lehrerinnen in den Raum.

Dazu schreibt Zulehner, das Kopftuchverbot diene nicht dazu, muslimische Mädchen in ihrer weiblichen Entwicklung zu fördern und in die Gesellschaft zu integrieren. Die Wertschätzung der Demokratie werde durch so eine "Symbolpolitik" bei den Muslimen geschwächt, warnte er. Die heimischen Muslime bräuchten nicht Diktate, sondern Entwicklungsanreize, Dialog und Respekt, betonte Zulehner. Die derzeitige Politik gegen den "politischen Islam" trage die Botschaft: "Wir wollen Euch nicht im Land!"


Quelle:
KNA
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