Papst belässt Wiener Kardinal Schönborn weiter im Amt

Vorläufig und auf unbestimmte Zeit

Papst Franziskus hat entschieden, dass Kardinal Schönborn nach seinem 75. Geburtstag weiterhin im Amt bleibt. Vorläufig und auf unbestimmte Zeit soll er als Erzbischof von Wien tätig sein.

Kardinal Christoph Schönborn / © Hans Punz (dpa)
Kardinal Christoph Schönborn / © Hans Punz ( dpa )

Papst Franziskus belässt Kardinal Christoph Schönborn auch nach dessen 75. Geburtstag vorläufig und auf unbestimmte Zeit als Wiener Erzbischof im Amt. Das teilte ihm der Vatikan nach Angaben der Erzdiözese Wien (Dienstag) mit. Der Vorsitz der Österreichischen Bischofskonferenz, den Schönborn seit 1998 und formell bis November 2022 inne hat, sei davon nicht unmittelbar betroffen. Es gebe aber Überlegungen des Kardinals, den Vorsitz bereits bei der Vollversammlung im März abzugeben.

"Ehrenvoll geltende Regelung"

Laut dem Kirchenrecht muss jeder Bischof mit Vollendung des 75. Lebensjahres dem Papst seinen Amtsverzicht anbieten. Schönborn, der an diesem Mittwoch 75 wird, hat das bereits im Oktober getan. Mit der Antwort aus dem Vatikan ist jetzt klar, dass der Papst das Rücktrittsgesuch des Wiener Erzbischofs weder mit sofortiger Wirkung noch "jetzt für später" (nunc pro tunc) angenommen hat. Vielmehr bleibt Schönborn als Wiener Erzbischof voll im Amt, allerdings vorläufig und auf unbestimmte Zeit.

"In der Praxis bedeutet diese als besonders ehrenvoll geltende Regelung, dass in Ruhe das Verfahren zur Findung eines geeigneten Nachfolgers durchgeführt wird", so die Erzdiözese Wien. Schönborns Abberufung als Wiener Erzbischof werde dann voraussichtlich zeitgleich mit der Bekanntgabe seines Nachfolgers erfolgen. In vergangenen Fällen betrug diese Zeitspanne oft mehr als ein Jahr, kann aber auch kürzer ausfallen.

Seit 1995 Erzbischof von Wien

Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn wird an diesem Mittwoch 75 Jahre alt. Als Theologe, Ökumeniker und internationaler Vermittler gehört er zu den profiliertesten Vertretern der katholischen Weltkirche. Schönborn erreicht damit jene Altersgrenze, mit der Bischöfe dem Papst gemäß dem Kirchenrecht ihren Amtsverzicht anbieten müssen.

Schönborn leitet Österreichs Hauptstadterzbistum seit 1995; er übernahm es auf dem Höhepunkt eines Missbrauchsskandals um seinen Vorgänger Kardinal Hans Hermann Groer (1919-2003). Auch als Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz warb und wirbt Schönborn in Dialogprozessen auf verschiedenen Ebenen um neues Vertrauen für die Kirche.

Möglicher Papstkandidat

Im Vatikan gehört Schönborn zu den Vertrauten von Papst Franziskus.Bei den Papstwahlen von 2005 und 2013 wurde er selbst als möglicher Kandidat genannt. Der am 22. Januar 1945, kurz vor Kriegsende, im böhmischen Skalka (Skalken bei Leitmeritz) geborene Adelsspross ist für seine Freundlichkeit, Eloquenz und Konzilianz bekannt. Diese wurde ihm von Kritikern mitunter auch als Schwäche ausgelegt.

Zu Schönborns Schwerpunkten zählt die moderne Großstadtseelsorge. Die Erosion der Katholikenzahl in Österreich konnte er verlangsamen. Die internationale Drehscheibe Wien nutzt der Dominikaner, der 1998 zum Kardinal erhoben wurde, zu Kontakten mit den Ostkirchen. Schönborn zählt zu den Mitarbeitern am Weltkatechismus und war Initiator des Jugendkatechismus "YouCat".

Gesundheitlich angeschlagen

Schönborn ist seit einiger Zeit gesundheitlich angeschlagen. Im Mai 2019 musste er sich einer Prostata-Operation unterziehen. Im Dezember erlitt er einen Lungeninfarkt als Folge einer Lungenembolie. Bis Mitte Januar nahm er keine Termine wahr.

Der Kardinal bleibt vorerst auch Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz; ein Amt, das er seit 1998 und formell bis November 2022 inne hat. Er überlege aber, den Vorsitz bereits bei der Vollversammlung im März abzugeben. Laut einem jüngsten Medienbericht soll der bisherige Stellvertreter, der Salzburger Erzbischof Franz Lackner (63), dieses Amt übernehmen.


Quelle:
KNA
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