Merkel eröffnet Ausstellung über Gesichter des Holocaust

"Menschlichere Zukunft gestalten"

Kurz vor dem 75. Jahrestag der Befreiung des NS-Vernichtungslager Auschwitz hat Bundeskanzlerin Angela Merkel Judenfeindlichkeit in Deutschland verurteilt. Die Bundesregierung wisse um die Pflicht, die Demokratie gegen Rassismus zu verteidigen.

Bundeskanzlerin Merkel in der Ausstellung "Survivors" in Essen / © Rolf Vennenbernd (dpa)
Bundeskanzlerin Merkel in der Ausstellung "Survivors" in Essen / © Rolf Vennenbernd ( dpa )

"Rassismus und Antisemitismus sind nicht nur ein widerwärtiger Angriff auf einzelne Bürger, sondern auch ein Angriff auf die grundlegenden Werte, die unsere Gesellschaft tragen", sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel am Dienstag in Essen. Die Bundesregierung wisse um ihre Pflicht, Freiheit und Demokratie gegen Rassismus, Antisemitismus und Rechtsextremismus zu verteidigen.

Fotos von Überlebenden des Holocaust

In der ehemaligen Kokerei des Unesco-Welterbes Zollverein eröffnete Merkel mit Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidenten Armin Laschet (CDU) und in Anwesenheit von Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck die Ausstellung "Survivors" (deutsch: "Überlebende"). Der vielfach ausgezeichnete Fotograf Martin Schoeller, der für seine markanten Porträtaufnahmen von Prominenten wie Jack Nicholson, Julia Roberts und Merkel selbst bekannt ist, zeigt darin 75 Bilder von Überlebenden des Nazi-Terrors.

Die Fotos besäßen eine Intensität, die sehr nahe gehe, sagte die Kanzlerin und rief dazu auf, die Erinnerung an den Holocaust wach zu halten. Auf diese Weise werde die Verantwortung bewusst, "eine menschlichere Zukunft zu gestalten". Im Dezember hatte Merkel zum ersten Mal das NS-Vernichtungslager Auschwitz besucht.

Laschet verwies auf den Angriff auf eine Synagoge in Halle im vergangenen Oktober. Der versuchte Anschlag habe auf brutale Art bestätigt, dass Hass und Gewalt gegen Juden in Deutschland nicht der Vergangenheit angehörten.

"Ich gedenke meiner ermordeten Familienmitglieder"

Zur Ausstellungseröffnung kam auch der 87-jährige Auschwitz-Überlebende Naftali Fürst, der sich von Schoeller hatte fotografieren lassen. "Ich gedenke meiner ermordeten Familienmitglieder, ich erinnere mich an die Gesichter der Häftlinge, Skelette, die an Hunger starben", sagte Fürst.

Im November 1944 kamen Fürst und seine Familie nach Auschwitz. Kurz bevor Soldaten der Roten Armee das KZ am 27. Januar 1945 befreiten, schickten die Nazis ihn, seinen Bruder und viele weitere inhaftierte Juden auf einen sogenannten Todesmarsch nach Buchenwald. Die Brüder überlebten und fanden nach dem Krieg ihre Eltern wieder. Sie alle emigrierten nach Israel. Heute hält Fürst Vorträge und spricht mit Jugendlichen und Erwachsenen über den Holocaust.

Die Ausstellung "Survivors", die unter anderem von der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Israel veranstaltet wird, läuft in Essen bis zum 26. April. Danach soll sie international präsentiert werden, etwa in Toronto (Kanada) und Maastricht (Niederlande).


NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) spricht beim Empfang zur Ausstellung "Survivors" / © Rolf Vennenbernd (dpa)
NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) spricht beim Empfang zur Ausstellung "Survivors" / © Rolf Vennenbernd ( dpa )
Quelle:
KNA