In Bayern ist der bundesweit erste Infektionsfall mit dem Coronavirus bestätigt worden. Wie das bayerische Gesundheitsministerium in der Nacht zu Dienstag mitteilte, hat sich ein Mann aus dem Landkreis Starnberg mit dem neuartigen Virus infiziert. Der Patient befinde sich nach Angaben der "Task Force Infektiologie" des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit klinisch in einem guten Zustand. Er werde medizinisch überwacht und isoliert. Seine engen Kontaktpersonen würden ausführlich aufgeklärt und informiert.
Das Risiko für die Bevölkerung, sich mit dem neuen Virus anzustecken, wird von der "Task Force" sowie vom Robert-Koch-Institut derzeit als gering erachtet.
Nach den Worten von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) war zu erwarten, dass das Virus auch Deutschland erreicht. "Der Fall aus Bayern zeigt aber, dass wir gut vorbereitet sind", erklärte er am Dienstagmorgen in Berlin. Nachdem sich der Verdacht bestätigt habe, würden jetzt auch die Menschen untersucht, mit denen der Patient engen Kontakt hatte. "Dadurch wird die Ausbreitung des Virus verhindert."
Das neuartige Coronavirus kann eine Lungenkrankheit auslösen.
Erstmals aufgetreten ist es in China, dort sind bereits mehr als 100 Menschen daran gestorben. Größtenteils waren dies ältere Patienten mit Vorerkrankungen. Nach Einschätzung von Experten verläuft die neuartige Lungenkrankheit in den meisten Fällen allerdings mit wenigen oder gar keinen Symptomen. Die Zahl der weltweit bekannten Erkrankungen liegt inzwischen bei mehr als 4.500 Fällen.
Neues Virus: Was passiert bei einem Verdachtsfall in Deutschland?
Auch wenn es inzwischen einen ersten Nachweis der neuen Lungenkrankheit in Deutschland gibt, ist das Risiko für eine Ansteckung mit dem neuartigen Coronavirus hierzulande weiterhin gering. Schon ein Verdachtsfall wird an die jeweilige Gesundheitsbehörde gemeldet.
Ein Verdacht auf eine Erkrankung liegt nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) vor allem in zwei Fällen vor: Zum einen, wenn ein Mensch eine akute Infektion der unteren Atemwege wie zum Beispiel eine Lungenentzündung hat und bis maximal 14 Tage vor dem Beginn der Erkrankung in einem Risikogebiet - etwa in Wuhan in China - war. Als Verdachtsfall wird auch eingestuft, wenn die Person nur Symptome wie Husten hat, aber in direktem Kontakt mit einem Erkrankten war.
In diesen beiden Fällen soll ein Test auf das Virus veranlasst werden. Lars Schaade vom RKI empfiehlt potenziell Erkrankten, vorher unbedingt beim Arzt oder im Krankenhaus anzurufen. So könnten die Ärzte Vorbereitungen treffen, um die Ansteckungsgefahr für andere Menschen möglichst gering zu halten.
Bei der Untersuchung wird idealerweise jeweils eine Probe aus den unteren und den oberen Atemwegen genommen. Das Virus findet sich beispielsweise im Hustenauswurf. Die Auswertung des Tests dauert knapp fünf Stunden, dazu kommt noch die Zeit, die der Transport mittels Kurier ins Labor braucht. Bislang gebe es etwa eine Handvoll Labore, die den Test anbieten, sagte Lars Schaade. Das werde sich aber bald ändern. "Die Labore bereiten sich darauf vor, dass die Zahl der Verdachtsfälle steigt." Bisher wurde der Test in Deutschland einige Dutzend Mal durchgeführt - ein positives Ergebnis gab es anders als etwa in Ländern Asiens oder in Frankreich bisher nicht.
Solange nicht klar ist, ob eine als Verdachtsfall eingestufte Person das Virus in sich trägt, empfiehlt das RKI eine Isolierung im Krankenhaus. Der Betroffene wird dann in einem Einzelzimmer untergebracht und das Klinikpersonal muss Schutzkleidung tragen.
Keine Impfung möglich
Fällt das Testergebnis positiv aus, bleibt die Isolierung bestehen. Zusätzlich müssen dann auch die Menschen für 14 Tage beobachtet werden, mit denen der infektiöse Patient Kontakt hatte. Sie würden dann zunächst namentlich registriert, es werde nach Symptomen gefragt und es würden gegebenenfalls auch Labortests gemacht, erklärt der Berliner Virologe Christian Drosten.
Eine schützende Impfung oder eine spezielle Therapie zur Behandlung der Erkrankung gibt es nicht, die Symptome können aber mit Medikamenten abgemildert werden. Nach derzeitiger Einschätzung von Experten verläuft die neuartige Lungenkrankheit offenbar in den meisten Fällen mild, möglicherweise sogar ohne Symptome. Von den in China registrierten Todesfällen gehen die meisten nach derzeitigem Stand auf ältere Patienten mit schweren Vorerkrankungen zurück.
Der neue Erreger ist dem Virus hinter der Sars-Epidemie 2002/2003 sehr ähnlich. Damals hatte es nach Daten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zwischen November 2002 und Juli 2003 lediglich neun Nachweise in Deutschland gegeben. Todesfälle gab es hier nicht.