DOMRADIO.DE: Gedacht war eigentlich, den Palazzo Migliori zu einem Luxushotel zu machen. Im November hat Papst Franziskus das Gebäude aber als Obdachlosenunterkunft eingeweiht. Diese Geschichte klingt irgendwie richtig typisch nach Franziskus?
Cecilia Pani (Katholische Gemeinschaft Sant'Egidio, verwaltet das Palazzo Migliori): Ja, der Papst hat schon mehrmals Kardinal Konrad Krajewski (Päpstlicher Almosenmeister, Anm. d. Red.) zu den Obdachlosen auf dem Petersplatz geschickt. Er hat Duschen für Obdachlose errichten lassen und viele andere Initiativen angestoßen.
DOMRADIO.DE: Ihre Organisation, Sant'Egidio, verwaltet das Gebäude. Wie genau sieht es denn aus?
Pani: Man sieht von der Terrasse aus die Kuppel des Petersdoms. Es hat wunderschöne Fresken und Säulen. Die Leute wohnen in kleinen Zimmern mit zwei Betten. Das Haus wurde genau wie ein Fünf-Sterne-Hotel eingerichtet, aber die Gäste sind keine Touristen, sondern die Obdachlosen, die vor dem Petersdom lange Zeit auf der Straße geschlafen haben.
DOMRADIO.DE: Das Problem mit der Obdachlosigkeit in Rom ist sehr groß - noch größer, als wir das aus deutschen Städten kennen. Man hat auch das Gefühl, es wird immer schlimmer. Wie sehen Sie das?
Pani: In Rom schlafen mehr als 6.000 Menschen auf der Straße. Das größte Problem ist, dass Wohnungen teuer sind und dass die Politik sich nicht kümmert. Viele Leute landen auf der Straße, weil sie sich getrennt haben oder ihre Arbeit verloren haben. Das heißt, man kann auch plötzlich auf der Straße landen, wenn man lange Zeit ein normales Leben gelebt hat. Natürlich gibt es auch einige Ausländer, die mit ihren Dokumenten Probleme haben und deshalb keine Wohnung finden. Das größte Problem sind aber einfach zu wenige und zu teure Wohnungen.
DOMRADIO.DE: Sie sind insgesamt für bedürftige Menschen zuständig und so eben auch für Obdachlose. Was können Sie tun?
Pani: Die Gemeinschaft Sant'Egidio bringt seit den 1980er Jahren zusammen mit anderen Organisationen in Rom jeden Abend warmes Essen und Decken zu mehr als zwanzig Orten, an denen sich Obdachlose aufhalten. Es gibt einige Maßnahmen von der Stadt. Einige Pfarreien öffnen auch kleinere Einrichtungen, wo zehn bis 30 Leute untergebracht werden. Aber das ist alles nicht genug und man braucht mehr Orte, an denen geholfen wird.
Das Interview führte Verena Tröster.