DOMRADIO.DE: Die Medien sind voll von Berichten über den Coronavirus. Soll man an Karneval lieber zuhause bleiben?
Michael Kramp (Pressesprecher des Festkomitees Kölner Karneval): Die Leute machen sich natürlich Gedanken. Das Thema ist ja auch in den Medien, man kann dem gar nicht entrinnen. Es ist natürlich schlimm, dass es inzwischen weltweit 1.700 Tote gibt. Das ist ja gar keine Frage. Aber man muss auf der anderen Seite eben auch sehr realistisch schauen. Was ist denn in NRW, was ist in Köln, was ist in Deutschland los? Und da sieht es doch völlig anders aus als weltweit.
DOMRADIO.DE: Wo viele Menschen zusammenkommen, tummeln sich auch Keime und Viren. Die Gläser in den Kneipen werden oft nur kurz mit kaltem Wasser durchgespült. In Zeiten des Coronavirus - feiern oder lieber zuhause bleiben. Wie sehen Sie das?
Kramp: Natürlich feiern - gar keine Frage. Man sollte aber sowieso in dieser Zeit natürlich ganz normale Hygieneregeln beachten. Das ist ja wohl logisch. Und das hat nicht nur mit dem Coronavirus zu tun, sondern viel mehr mit der Grippewelle, die übrigens dieses Jahr besonders stark ist. Auch um einer normalen Erkältung vorzubeugen, sollte man mal in die Armbeuge husten und mal öfter die Hände waschen. Das sollte eher der Tipp sein sein. Aber nicht aufs Feiern verzichten!
DOMRADIO.DE: Grippeviren seien gefährlicher, sagen auch die Virologen. Was tun Sie, damit Sie nach Karneval nicht krank sind?
Kramp: Also, ich lasse mich natürlich impfen. Das Dreigestirn wird von einer Ärztin betreut, auch die Drei werden gegen Grippe geimpft. Das ist, glaube ich, der wirksamste Schutz. Und das kann auch noch auf die letzte Minute helfen, sich jetzt noch impfen zu lassen. Es ist nicht vergebens. Aber man sollte das eigentlich möglichst früh tun. Der 11.11. ist da ein gutes Datum - für das nächste Jahr.
DOMRADIO.DE: Welche Rolle spielt das Coronavirus ansonsten im Karneval? Kommt es zum Beispiel im Rosenmontagszug vor?
Kramp: Im Moment gehen wir davon aus, dass es nicht vorkommt. Der Zugleiter hat sich einen "geheimen Wagen" in diesem Jahr vorbehalten, damit er auf aktuelle Meldungen reagieren kann. Und der wird dann tatsächlich in den letzten Tagen vor Rosenmontag gebaut. Aber, ehrlich gesagt, ich glaube nicht, dass das ein Riesenthema sein wird.
DOMRADIO.DE: Glauben Sie, dass es weniger Chinesenkostüme geben wird oder mehr Kostüme mit Mundschutz?
Kramp: Das mag es immer mal geben. Aber ehrlich gesagt, der Kölsche geht normalerweise sowieso in den Keller und schaut, was er in der Kostümkiste noch hat. Da achtet er nicht darauf, ob das jetzt chinesisch ist oder ob er irgendeinen Mundschutz hat. Das sind eher Kostüme, wo Menschen meinen, besonders witzig sein zu müssen. Das hat aber nichts mit dem typischen Feiern zu tun, das wir hier in Köln praktizieren.
DOMRADIO.DE: Im Rheinland grassiert aktuell auch noch die Pferdekrankheit Druse, ausgelöst durch Streptokokken. Das ist für die Tiere eine hoch ansteckende und lebensbedrohliche Krankheit. Die Nippeser Bürgerwehr lässt deshalb jetzt ihre Pferde lieber im Stall. Werden andere noch nachziehen?
Kramp: Das muss man sehr genau beobachten, denn der Tierschutz geht natürlich vor im Rosenmontagszug. Und man muss sehr genau beobachten, in welchem Stall wirklich was los ist. Übrigens haben die Tiere untereinander keinen Kontakt, außer natürlich mit der eigenen Gruppe, keinen Kontakt. Die Pferde der Bürgerwehr wären jetzt nicht auf die der Roten Funken getroffen. Das wird sehr genau getrennt. Aber trotzdem: Wenn in einem Stall ein Verdachtsfall ist, dann muss man natürlich auch reagieren. Und die Nippeser Bürgerwehr hat das auch vorsorglich so gemacht.
Das Gespräch führte Dagmar Peters.