Kreml verteidigt geplanten Gottesbezug in Verfassung

Putins Wunsch

Trotz des von Kremlchef Wladimir Putin vorgeschlagenen Gottesbezugs in der neuen Landesverfassung soll Russland ein säkularer Staat bleiben.

Patriarch Kyrill I. mit Wladimir Putin (r.) / © Alexander Zemlianichenko (dpa)
Patriarch Kyrill I. mit Wladimir Putin (r.) / © Alexander Zemlianichenko ( dpa )

"Es ist klar, dass der Staat auf keinen Fall seinen weltlichen Charakter verliert", so der Kreml. Dies betonte Kremlsprecher Dmitri Peskow laut russischen Nachrichtenagenturen. Laut dem Entwurf, den Putin dem Parlament vorgelegt hat, soll in der Präambel der Verfassung stehen: "Die Russische Föderation, vereint durch die tausendjährige Geschichte, die die Erinnerung an ihre Vorfahren bewahrt, die uns Ideale und den Glauben an Gott vermittelten, ..."

Volksentscheid über Verfassungsänderungen

Eine weitere Erklärung des Gottesbezugs lehnte der Kremlsprecher vor Journalisten zunächst ab. Er gab auch keine Antwort auf die Frage, wie der Staat künftig mit Atheisten umgehen werde. Vor dem am 22. April geplanten Volksentscheid über eine ganze Reihe von Verfassungsänderungen werde es eine "breite Kampagne" geben, kündigte Peskow an.

Nach der orthodoxen Kirche hatten sich auch Spitzenvertreter des Islam, Judentums, der katholischen Kirche und anderer Konfessionen für die Erwähnung von Gott in der Verfassung ausgesprochen. Das orthodoxe Moskauer Patriarchat begrüßte Putins Vorschlag. Der Entwurf widerspreche nicht dem säkularen Charakter der Verfassung, sagte Kirchensprecher Wladimir Legojda.

Auch die nationale Menschenrechtsbeauftragte Tatjana Moskalkowa unterstützt die Verfassungsänderung. Die Formulierung des Gottesbezugs werde allen Glaubensgemeinschaften gerecht und verletze die Ansichten von Atheisten nicht, sagte sie laut der Agentur RIA Novosti. Kritiker pochen aber auf die atheistische Tradition der Sowjetunion. Bislang legt Artikel 14 der russischen Verfassung fest, dass Russland ein "weltlicher Staat" ist. Weiter heißt es dort: "Die religiösen Vereinigungen sind vom Staat getrennt und vor dem Gesetz gleich."

Jetzige Verfassung stammt von 1993

Putin will in der Verfassung auch klarstellen, dass eine Ehe nur von einem Mann und einer Frau geschlossen werden kann. Bisher definiert lediglich ein Gesetz die Ehe als Bund zwischen Mann und Frau. Dem Entwurf zufolge soll auch der "Schutz der historischen Wahrheit" ins Grundgesetz aufgenommen werden. Moskau wirft vor allem Polen und den baltischen Staaten eine Verunglimpfung der Rolle der Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg vor.

Russlands Unterhaus, die Staatsduma, will kommende Woche in zweiter Lesung über die Verfassungsänderungen beraten. Die jetzige Verfassung stammt von 1993.

 

Quelle:
KNA