Menschenrechtler fordern Hilfe für Flüchtlinge in Griechenland

Mehr Unterstützung nötig

Hilfsorganisationen kritisieren die Lage der Flüchtlinge in Griechenland. Die angekündigte Aufnahme von 1.600 Menschen sei "viel zu niedrig gegriffen" kritisierte etwa Caritas-Präsident Peter Neher.

Migranten an der griechisch-türkischen Grenze / © Emrah Gurel (dpa)
Migranten an der griechisch-türkischen Grenze / © Emrah Gurel ( dpa )

Endlich hätten sich zwar einige EU-Länder bereiterklärt, Geflüchtete von den griechischen Inseln aufzunehmen und die akute Not einiger Kinder und Jugendlicher zu lindern, sagte Caritas-Präsident Peter Neher am Wochenende. Die Zahl von 1.600 Menschen "ist jedoch angesichts der unerträglichen Zustände auf den griechischen Inseln viel zu niedrig gegriffen", kritisierte er. Wichtig sei es nun mit Blick auf die gesundheitsgefährdende Situation in den Lagern, dass die Aufnahme unverzüglich beginne.

In einer Mitteilung von Pro Asyl hieß es zudem: "In Griechenland auf Lesbos werden seit Tagen 500 Geflüchtete auf einem Kriegsschiff unter unmenschlichen und erniedrigenden Bedingungen festgehalten. Der Zugang zu einem Asylverfahren wird ihnen verwehrt." Unter "den Gefangenen" seien viele Familien mit kleinen Kindern. Ihnen drohe die Zurückschiebung in die Türkei. Griechenland lässt seit dem 1. März keine Asylanträge mehr zu.

Aufruf zur Solidarität

Pro Asyl-Geschäftsführer Günter Burkhardt rief zur Flüchtlingssolidarität in Deutschland auf und bat um Unterstützung. Die Organisation versuche vor Ort die Rechte der Menschen zu schützen und mit ihnen vor Gericht zu gehen.

Unterdessen erklärte die Vorsitzende des Innenausschusses im Bundestag, Andrea Lindholz (CSU), dass Griechenland wegen des zunehmenden Flüchtlingsdrucks an der griechisch-türkischen Grenze das Katastrophenschutzverfahren innerhalb der Europäischen Union aktiviert und die Mitgliedstaaten um Unterstützung gebeten habe.

Die Hilfsorganisation SOS-Kinderdörfer beklagte am Sonntag, dass sie aufgrund der von der griechischen Regierung angeordneten Maßnahmen gegen die Ausbreitung von Corona ihre Arbeit mit geflüchteten Kindern und Familien auf der Insel Lesbos aussetzen müsse. Die Menschen, und ganz besonders Kinder und Jugendliche, seien ohnehin in einer sehr schwierigen psychischen Verfassung. "Wenn unsere Mitarbeiter nun nicht mehr täglich kommen, bedeutet das eine zusätzliche Verunsicherung", sagte SOS-Nothilfekoordinatorin Popi Gkliva.

Panik in Flüchtlingscamps verhindern

Obwohl es Gkliva für wahrscheinlich hält, dass sich das Virus angesichts der hohen Zahl an Menschen auch in den Flüchtlingscamps ausbreitet, ruft sie zu Ruhe und Besonnenheit auf. "Wir dürfen die Kinder nicht auch noch mit aufgeheizten Spekulationen und Panik belasten." Erste Gerüchte, dass es bereits zwei Infizierte in einem der Camps gebe, hätten sich nicht bestätigt.

Der Flüchtlingsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz und Hamburger Erzbischof Stefan Heße hatte sich bereits am Freitag im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) für "klare europäische Verteilungsregeln" ausgesprochen. "Darüber hinaus sind wir auch für bilaterale- und multilaterale Initiativen dankbar, die für besondere Härtefälle, wie an der Grenze zwischen der Türkei und Griechenland, konkrete Lösungen anbieten", so Heße.


Quelle:
KNA