Die Ausbreitung des Coronavirus verändert den Arbeitsalltag vieler Menschen in Deutschland massiv. Beispielsweise Krankenpfleger oder Supermarktmitarbeiter haben viel mehr zu tun als sonst, Büroangestellte wechseln vermehrt ins Homeoffice. Eine Berufsgruppe muss aufgrund der Pandemie nun jedoch um ihre Existenz bangen: Freiberufler und Selbstständige.
Vor allem im Bereich Kultur wird es eng: Großveranstaltungen wie Konzerte wurden abgesagt, Theater und Museen müssen schließen.
Freiberufler und Selbstständige auf sich alleine gestellt
Stornobedingungen greifen außerdem oft nicht, weil es sich um höhere Gewalt handelt. Freiberufler und Selbstständige sind hier auf sich alleine gestellt, können nicht von den aktuellen politischen Entscheidungen beispielsweise zur Kurzarbeit profitieren wie Unternehmen und Festangestellte.
Das Gesetz zur Verhütung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten schließt zwar auch Selbstständige und Freiberufler mit ein - eine Entschädigung für ihren Verdienstausfall erhalten sie demnach aber nur, wenn sie selbst erkrankt sind und unter Quarantäne stehen. Dann müssen sie sich beim Gesundheitsamt melden und erhalten eine Entschädigungszahlung, die sich an den jüngsten Jahreseinnahmen orientiert. Werden Aufträge abgesagt oder bleiben Kunden aus, kommt für den Verdienstausfall der Selbstständigen erstmal niemand auf.
Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Monika Grütters, hatte deswegen schon in der vergangenen Woche erklärt, sich besonders für freiberufliche Kulturschaffende einzusetzen: "Wir haben ihre Sorgen im Blick und werden uns dafür einsetzen, dass die speziellen Belange des Kulturbetriebs und der Kreativen miteinbezogen werden, wenn es um Unterstützungsmaßnahmen und Liquiditätshilfen geht."
Finanzhilfen für Freiberufler
Die Betroffenen selbst hatten beispielsweise in Online-Petionen von den Regierungen in Bund und Ländern gefordert, angedachte Finanzhilfen nicht nur auf Unternehmen, sondern auch auf Freiberufler anzuwenden.
Das Bundeswirtschaftsministerium reagierte auf diese Forderungen und sicherte zu, auch Soloselbstständigen mit Ein-Mann-Unternehmen und Freiberuflern Finanzhilfen wie Kredite zu gewähren, wie eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums am Sonntag mitteilte.
Aber auch in den Branchen, in denen es viele Freiberufler gibt, wurden Initiativen ergriffen, um Existenzen zu sichern. Im Medienbereich rief beispielsweise der Berufsverband freier Journalisten, "Freischreiber", unter dem Hashtag #CodeofFairness dazu auf, freien Kollegen Ersatzaufträge zu geben. Außerdem appellierten sie an die Auftraggeber, verschobene Beiträge dennoch schon jetzt abzurechnen und Ausfallhonorare zu zahlen.
Die Kölner Eventplattform "Rausgegangen" änderte wegen der aktuellen Lage Namen und Konzept in "Dringeblieben". Auf ihrer Website dringeblieben.de werde ab Dienstag Kultur ins Wohnzimmer gebracht, heißt es auf der Seite. Via Livestream zeigten sie dort beispielsweise Konzerte und Theateraufführungen, die ansonsten nicht stattfinden könnten. Zuschauer könnten das Ganze nicht nur live verfolgen, sondern hätten auch die Möglichkeit, die Künstler finanziell zu unterstützen.
"Quarantänekonzert"
Die Künstler wissen sich aber auch selbst zu helfen und werden kreativ: Das Singer-Songwriter-Duo "Lumpenpack" zum Beispiel sammelte in einer Crowdfunding-Aktion Spenden, um ein, wie das Duo es nennt, "Quarantänekonzert" zu veranstalten.
Das ursprüngliche Ziel der beiden war es, 5.000 oder 10.000 Euro zu sammeln, um entweder nur die Miete für die Konzertlocation und Technikkosten zahlen zu können oder die gesamten Produktionskosten, so auch die Löhne des Teams. Aktuell wurden bereits mehr als 80.000 Euro an Spenden zusammengetragen. Das Gesangsduo kündigte deswegen auf seiner Website an, alle überschüssigen Gelder für Kulturschaffende, "die in den kommenden Wochen mit starken Ausfällen zu rechnen haben", zu spenden.