Auch die etwa 1,7 Millionen katholischen Christen auf der Arabischen Halbinsel, ausschließlich Gastarbeiter und ausländische Experten, sind von den Folgen der Corona-Krise stark betroffen. Diese Gläubigen, die in Kuwait, Bahrain, Katar, in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) und im Oman leben, können ab sofort keine Gottesdienste mehr besuchen.
In den vergangenen Tagen haben die Regierungen dieser Länder alle religiösen Feiern verboten, nicht nur die christlichen. Für die Gastarbeiter, die meisten aus Indien und den Philippinen und oft tief gläubig, bedeuten diese Gottesdienste sehr viel. Der katholischen Kirche fühlen sie sich eng verbunden.
An jedem Freitag, dem muslimischen arbeitsfreien Tag in der Woche, strömten sie bislang zu Tausenden in die Gottesdienste. Die müssen wegen der großen Nachfrage im Stundentakt stattfinden. Auch samstags und natürlich an den Sonntagen waren die Kirchengelände dicht gefüllt mit Gläubigen.
Ein Teil der Gottesdienste wird auf Englisch gefeiert, andere im philippinischen Tagalog und in verschiedenen indischen Sprachen, auch auf Arabisch und Malayalam. Für die große Zahl der Kinder wird an den Wochenenden in vielen Gemeinderäumen von ehrenamtlichen Mitarbeitern Katechese gehalten.
Gottesdienste eingestellt
Da die Zahl der Kirchen für die vielen Pfarreiangehörigen in allen genannten Ländern zu klein ist, sind die Gottesdienste stets überfüllt. Das schafft in der jetzigen Corona-Krise gerade für die vielen Katholiken und ihre Kinder ernste Ansteckungsgefahren. Als Beispiel die Lage in den Vereinigten Arabischen Emiraten, wo fast eine Million Katholiken leben und arbeiten. Sie gehören zum Apostolischen Vikariat Südarabien, wie auch der Oman und Jemen, mit Sitz in Abu Dhabi.
Der zuständige Oberhirte, Bischof Paul Hinder, musste auch in den VAE nach den landesweiten Schulschließungen am 8. März Katechesen und andere Gemeinschaftsveranstaltungen einstellen. In einem Brief an die Gläubigen vom 12. März bejahte er klar die Schutzmaßnahmen der Regierung, betonte aber auch: "Wir sollten die Glaubensdimension nicht vergessen. Dieser Augenblick der Krise - wenn die Zerbrechlichkeit menschlichen Lebens deutlich wird - nötigt uns, spirituell vorbereitet zu sein. Es ist jetzt die Gelegenheit, unsere Lebensweise zu überprüfen."
All denen, die künftig nicht mehr am Gottesdienst teilnehmen können, schlug er vor, während der täglichen Messe, die er und die Priester zelebrieren, zu Hause ein Gebet zu sprechen, um so mit der Feier verbunden zu sein. Als Ersatz bei verhinderter Gottesdienstteilnahme wies er auf das baldige Angebot seines Vikariats hin, im Internet einen Livestream einzurichten.
Am Montag meldete die offizielle Nachrichtenagentur der Emirate, WAM, dass ab sofort landesweit und für eine Dauer von vier Wochen aus Gründen der öffentlichen Sicherheit "Gebete an allen Gottesdienststätten ausgesetzt sind". Das gilt auch für die Moscheen.
Osterfest könnte dürftig ausfallen
Für die Christen bedeutet die Anordnung, dass ihr höchstes Fest, Ostern, nur sehr dürftig ausfallen wird.
Bischof Hinder reagierte mit einem neuerlichen Rundschreiben auf die neue, verschärfte Situation. Er bat jeden einzelnen, die Maßnahmen der Regierung kooperativ anzunehmen. Er wisse, dass das nun verordnete "eucharistische Fasten" für viele ein großes Opfer sei.
Umso dringlicher verwies er auf den Livestream. Seine Priester wies er an, alle Trauungen, Taufen und Erstkommunionen zu verschieben. Einzelbeichten seien noch möglich.
Das Bischofsbüro teilte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) auf Anfrage mit, praktische Regelungen für die Pfarreien seien noch zu klären. So ist Gläubigen der Zugang zum jeweiligen Kirchengelände weiter möglich, etwa für Erledigungen im Pfarrbüro oder für ein verabredetes Gespräch mit einem Priester.
Den vier katholischen Gemeinden im Oman wurde sogar dies untersagt.
Man arbeite daran, in den Kar- und an Ostertagen Gottesdienste in liturgisch und technisch guter Qualität übertragen zu können. In Saudi-Arabien gibt es diese kirchlichen Notlagen in Zeiten von Corona nicht. Dort sind allen Nichtmuslimen seit jeher alle öffentlichen religiösen Betätigungen verboten.