Was tun, wenn das eigene kleine Unternehmen in der Corona-Krise auf einmal am seidenen Fasen hängt? Weil es dringend auf den Einzelhandel angewiesen ist, der ist ja bekanntlich seit Tagen dicht und erst mal kein Ende in Sicht ist? Susanne Kelber, Inhaberin des Kölner Unikat-Labels für Kindermode "Crêpes Suzette" hat das getan, was man "aus der Not eine Tugend machen" nennt. Mit ihrem Team näht sie jetzt Mundschutze statt Schultüten und Namenskissen. Immer mehr Apotheken greifen die Idee dankbar auf.
Apotheken freuen sich über Selbstgenähtes
Inhaberin Sandra Schiebel bietet sie in ihrer Johanniter Apotheke in Köln-Buchheim seit Freitag an und hat in der kurzen Zeit schon über 80 verkauft, mehrere Dutzend sind bereits vorbestellt. Weil auch bei ihnen schon länger nicht nur Desinfektionsmittel, sondern auch die klassischen Atemschutzmasken restlos vergriffen waren, war sie dringend auf der Suche nach Alternativen. Den Vorschlag ihrer Schulfreundin Susanne Kelber, stattdessen auf handgenähte Baumwollmasken umzusteigen, griff sie also dankbar auf.
"Hundertprozentigen Schutz bringen diese Masken natürlich nicht", erklärt Apothekerin Schiebel. Den gebe es erwiesenermaßen nur mit den so genannten FFP3-Masken, die jetzt dringend für Kliniken und Ärzte reserviert sind. "Aber diese Stoffmasken sind genauso sinnvoll wie die üblichen Einmal-Atemmasken, die wir hier sonst haben". Außerdem, erklärt sie weiter, haben die Stoff-Masken ein Einschubfach, in das sich die Träger zusätzlich sterile Mullkompressen legen können für noch ein kleines bisschen mehr Sicherheit. "Zum Beispiel, wenn wir jetzt ältere Menschen besuchen."
Virologe Drosten findet Selfmade-Schutz sinnvoll
Dass das durchaus etwas bringen kann, hat auch Deutschlands Vorzeige-Virologe Nummer eins, Christian Drosten von der Berliner Charité, in seinem populären Podcast betont. Wer sich jetzt mit einem solchen Mundschutz besser fühle, solle ihn ruhig tragen, meint er und stellt dabei klar: "Man denkt immer, man schützt sich selbst mit der Maske, in Wirklichkeit schützt man aber andere."
Weil ihnen gerade dieser Schutz der Anderen wichtig ist, haben Sandra Schiebel und ihre Mitarbeiter die Mundmasken zunächst auch selbst beim Bedienen an der Theke getragen. Mittlerweile haben sie auf Plexiglaswände zwischen sich und den Kunden umgerüstet, empfehlen die bunten Masken aber wärmstens an Apotheker-Kollegen zum Verkauf weiter. Nachhaltig sind die Stoffstreifen übrigens auch: Nach einer Wäsche von 60 Grad können sie getragen werden, "bis sie auseinanderfallen."
Abnehmer aus ganz Deutschland
Tatsächlich bestellen mittlerweile (Stand Montagmittag) 17 Apotheken aus der ganzen Republik bei "Crêpes Suzette". Das macht dem Team aus Schneiderinnen und Näherinnen ein wenig Mut in diesen düsteren Corona-Zeiten. "Von ursprünglich 18 Leuten sind wir wegen der Krise schon auf 12 geschrumpft, jetzt hoffen wir sehr, dass wir uns mit den Masken über Wasser halten können", sagt Chefin Kelber. Obwohl sie normalerweise mit Verwaltungsarbeit ausgebucht ist, sitzt sie in diesen Tagen auch selbst an der Nähmaschine. Ihren Geburtstag an diesem 23. März hat sie aus gegebenem Anlass "um ein Jahr verschoben".
Ob geblümt oder gestreift, ob rosa oder dunkelgrün: Für die Mundschutze aus reiner Baumwolle greifen die Näherinnen gern tief in die Stoffkiste mit einem reichen Mix aus Mustern und Farben. Die Kunden freuen sich gerade über das Bunte und Individuelle der Masken. "Sie sind auch kleine Lichtblicke gegen die Angst!" sagt Sandra Schiebel.
Anmerkung der Redaktion: Die Masken kosten 9,95 Euro/Stück. Interessenten können sich unter "Crêpes Suzette" über den Erwerb informieren.