Spanische Luxushotels werden zu Kliniken umfunktioniert

Behandlungen unter fünf Sternen

Die dramatische Lage der Krankenversorgung in Spanien führt dazu, dass selbst Luxushotels zu Kliniken umfunktioniert werden. Aktuelles Beispiel: das Fünf-Sterne-Haus "Maria Cristina" in San Sebastian.

Autor/in:
Andreas Drouve
Hotel "Maria Cristina" in San Sebastian vor der Corona-Krise / © Alexandre Rotenberg (shutterstock)
Hotel "Maria Cristina" in San Sebastian vor der Corona-Krise / © Alexandre Rotenberg ( shutterstock )

Das Gesundheitssystem in Spanien hat stets mehr schlecht als recht funktioniert. Nun bekommt der Staat durch die dramatischen Entwicklungen der Corona-Krise die Quittung für eigene Versäumnisse. Die Kapazitäten in den Krankenhäusern reichen nicht aus. So werden immer mehr neue Wege beschritten. Einer davon: Hotels der gehobenen Kategorie in provisorische Kliniken zu verwandeln.

Das prägnanteste Beispiel der Zweckentfremdung ist aktuell das Hotel "Maria Cristina" im baskischen Seebad San Sebastian. Das 1912 eröffnete Haus kultiviert den Charme und Chic der Belle Epoque.

120 Betten für Corona-Patienten

Atmosphäre und Lage sind fantastisch, Atlantik und Altstadt wenige Gehminuten entfernt. In den Zimmern logierten schon Hollywoodstars wie Bette Davis, Liz Taylor, Susan Sarandon oder Richard Gere. Und wenn alljährlich im September die Internationalen Filmfestspiele steigen, bekommt auch das Hotel seine Portion Glamour ab.

Nun werden 120 Betten für Corona-Patienten hergerichtet: Behandlungen unter fünf Sternen. Die Quartiernahme im Hotel "Maria Cristina" ist auf Leichterkrankte beschränkt, wie Bürgermeister Eneko Goia über die Sozialen Medien verbreitete und sich für die Kooperation mit der verantwortlichen Hotelkette Marriott bedankte. Im Dunkeln bleiben einstweilen die finanziellen Rahmenbedingungen der Übereinkunft.

Da der Tourismus bis auf weiteres zum Erliegen gekommen ist und Hotels keine Gäste haben, liegt die Vermutung nahe, dass die Häuser hier eine Lücke sehen, Einnahmen aus der Staatskasse zu generieren.

Nicht ganz uneingennützig?

Gewiss dürften Aufenthalte wie im "Maria Cristina" und im "Gran Hotel Lakua" (ebenfalls fünf Sterne) in der baskischen Hauptstadt Vitoria "der Genesung" dienen, wie die baskische Gesundheitsministerin Miren Nekane Murga verkündete - doch das hat seinen Preis.

Der vorgegebene Gedanke der "Solidarität" kann an monetäre Gründe, aber auch an eine PR-Strategie in Richtung Zukunft gekoppelt sein. So war der Vorsitzende der in Madrid vertretenen Hotelkette "Room Mate" auffällig oft in den Medien vertreten, um zwei seiner Häuser für Corona-Patienten zur Verfügung zu stellen.


Quelle:
KNA
Mehr zum Thema