Es war gut gemeint und aus tiefstem Christenherzen motiviert - doch die Polizei kannte keine Gnade. Im baskischen 7.000-Einwohner-Ort Balmaseda, wo sich sonst während der Karwoche mitreißende Prozessionen in Gang setzen, entschloss sich Pfarrer Fran Pinilla, "eine besondere Prozession" anzugehen, wie er später in einer Videobotschaft mitteilte. Am Palmsonntag zog er allein durch die Straßen, um Palmzweige, Häuser und Menschen zu segnen. Dahinter stand der Gedanke: "Da man nicht nach draußen kann, setzt sich die Pfarrei in Bewegung." Das Rathaus und sogar die Ordnungskräfte hatte er im Vorfeld informiert.
Verstoß gegen die Ausgangssperre
Über die übliche Priesterkleidung hinaus legte Pinilla Plastikhandschuhe und eine Atemschutzmaske an und hielt nach eigenen Worten "sämtliche Sicherheitsmaßnahmen" ein. Auf den Balkonen längs der Strecke fanden sich Gläubige ein, denen er "ein bisschen Mut zusprechen" und mit ihnen "die Karwoche teilen" wollte. Doch er kam nicht weit. Dann hielt ihn eine Polizeipatrouille an und zwang ihn zur Umkehr. Da half auch kein eigens ausgestelltes Dokument des Rathauses. In den Augen der Beamten verstieß er gegen die Ausgangssperre. Immerhin: Ein Bußgeld wurde nicht verhängt. Pfarrer Pinilla zeigte sich dennoch froh, "den ganzen Ort" gesegnet zu haben.
Improvisierte Messe
Auch in Sevilla schritt die Polizei am Palmsonntag ein und durchkreuzte die Pläne eines Pfarrers. Dieser war dabei, auf der Dachterrasse seiner Kirche im Viertel Triana, das für besonders inbrünstige Karprozessionen bekannt ist, in Begleitung anderer eine improvisierte Messe abzuhalten und über Außenlautsprecher zu übertragen. Es erklangen auch Lieder und Gitarrenklänge - was weniger glaubensaffine Anwohner bewegte, umgehend die Sicherheitskräfte zu verständigen. Wie die Zeitung "ABC" berichtet, trafen mehrere Streifenwagen der Stadt- und Nationalpolizei ein, die die Zeremonie abrupt beendeten.
Nerven liegen blank
In der Nachbarschaft kam es zu kontroversen Szenen: Pfiffe und Buhrufe einerseits gegen die Polizei, andererseits gegen die Initiative des Pfarrers. Die Vorgänge verdeutlichen einmal mehr, wie zerrissen das einst erzkatholische Spanien ist - und wie sehr die Nerven nach nunmehr über drei Wochen Ausgangssperre blank liegen.
Segen von oben
Unbehelligt von der Polizei blieb vor einigen Tagen Pfarrer Eloy Martín im Ort Redovan in der Mittelmeerprovinz Alicante. Er stieg mit einer Monstranz aufs ungeschützte Kirchendach, segnete den Ort, ließ sich dabei filmen und stellte den Segen in Netz. Er bat um "Erbarmen" für die Verstorbenen, Christus um Geleit und Schutz "vor dieser schrecklichen Pandemie" und Gott, er möge Wissenschaftler bei der Suche nach einem Gegenmittel "erleuchten ".
Bußgeld gegen Bischof
Dass es für Kirchenvertreter hingegen partout kein Erbarmen gibt und harsche Strafen setzt, musste unlängst schmerzhaft der Bischof von San Sebastian erfahren. Er wurde von der Polizei mit 600 Euro Bußgeld belegt. Seine Verfehlung: Er wollte, wie er beteuerte, lediglich dringend eine Einwanderin im Auto zum Zahnarzt bringen. Die Frau saß allerdings auf dem Beifahrersitz - was zwar den offiziellen Anweisungen widerspricht, aber auch belegt: In Spanien verliert die Menschlichkeit während der Ausgangssperre zunehmend ihr Gesicht. Und obendrein zog das Vergehen des Bischofs in den "Sozialen" Medien höhnische, verletzende Kommentare nach sich.