Er war der bislang der ranghöchste katholische Geistliche, der wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt wurde.
An diesem Dienstag (Ortszeit) sprach ihn jedoch das Oberste Gericht Australiens in Brisbane wegen Verfahrensmängeln frei.
Ein Geschworenengericht hatte Pell (78) im Februar 2019 für schuldig befunden, Mitte der 90er Jahre einen Chorknaben sexuell missbraucht und einen weiteren belästigt zu haben. Die Verurteilung beruhte jedoch nur auf einer einzigen Zeugenaussage. Weitere Klagen waren anhängig. Der Kardinal wies stets alle Vorwürfe zurück.
Studium in Rom und Oxford
Pell wurde am 8. Juni 1941 in Ballarat im australischen Bundesstaat Victoria geboren und mit 25 Jahren zum Priester geweiht. Mit der geistlichen Laufbahn entschied er sich gegen eine mögliche Karriere als Rugby-Spieler. Sein Weiterstudium in Rom und Oxford führte ihn zur Promotion im Fach Kirchengeschichte.
Nach mehreren Stationen in Seelsorge und Hochschule ernannte ihn 1987 Papst Johannes Paul II. (1978-2005) zum Weihbischof in Melbourne und 1996 zum Erzbischof dort. 2001 wurde Pell nochmals befördert - nach Sydney, der Hauptstadt des australischen Libertinismus. Auch von dort meldete er sich immer wieder mit kernig-konservativen Statements über Themen wie Homosexualität, Bioethik und Umwelt zu Wort.
Gastgeber des Weltjugendtags 2008
Ins weltkirchliche Rampenlicht trat Pell spätestens als Gastgeber des Weltjugendtags in Sydney 2008. Im Februar 2014 machte ihn Papst Franziskus zum Leiter des neugegründeten vatikanischen Wirtschaftssekretariates. Aufgrund der Missbrauchsvorwürfe war der Kardinal aber bereits seit Juni 2017 als Finanzchef beurlaubt.
Als Mitglied der Römischen Glaubenskongregation (1990-2000) gehörte Pell zu den engsten Beratern des damaligen Präfekten, Kardinal Joseph Ratzinger, später Papst Benedikt XVI. (2005-2013). Unter den Kandidaten für dessen Nachfolge im Amt des Präfekten wurde 2005 auch sein Name genannt.
