Wie werden die Liturgien der Kar- und Ostertage im Kölner Dom gefeiert?

"Es muss alles neu gedacht und geplant werden"

Gerade an Gründonnerstag, Karfreitag und -samstag und besonders an Ostern hat die Liturgie festgelegte Symbole. Durch das Coronavirus ist nun alles anders. Der Kölner Domzeremoniar erklärt, wie man im Kölner Dom damit umgehen wird.

Menschenleerer Kölner Dom / © Theodor Barth (KNA)
Menschenleerer Kölner Dom / © Theodor Barth ( KNA )

DOMRADIO.DE: Heute ist Gründonnerstag, da steht das letzte Abendmahl von Jesus Christus im Fokus. Aber auch dieser Gottesdienst wird anders sein als sonst.

Tobias Hopmann (Kölner Domzeremoniar und Domvikar): Ja, es wird ganz, ganz anders sein. Zum Ersten fehlen uns natürlich die Gläubigen, die Chöre, die Messdiener, also die große Beteiligung. Aber auch vom Ablauf der Liturgie wird es Unterschiede geben. Es ist ja nicht nur die Einsetzung der Eucharistie, das letzte Abendmahl, sondern eigentlich gibt es auch immer die Fußwaschung.

Jesus hat beim letzten Abendmahl den Jüngern die Füße gewaschen, diesen geringen Dienst getan, um uns ein Vorbild zu geben, das auch wir auf die anderen schauen sollen, den anderen die Füße waschen sollen und uns um die anderen kümmern sollen – die Nächstenliebe tun sollen. Eigentlich ein ganz wichtiges Zeichen, dass Gottes- und Nächstenliebe ganz eng zusammengehören. Das muss heute aus hygienischen Gründen leider wegfallen, was ich sehr bedauere.

DOMRADIO.DE: Die Karfreitagsliturgie im Kölner Dom morgen ist jedes Jahr sehr eindrucksvoll. Der Dom ist normalerweise voller Gläubiger, die Chöre singen eindrucksvolle Musik, keine Orgel. Wie wird das diesmal sein?

Hopmann: Es wird natürlich auch ganz anders werden. Der Dom ist dann komplett leer. Wir haben zum Glück welche, die ein bisschen singen werden. Es gibt bei der Karfreitagsliturgie immer die sogenannten Großen Fürbitten, die im Messbuch stehen und festgelegt sind.

Da gibt es in diesem Jahr als Ausnahme eine besondere Fürbitte. Der Papst hat empfohlen, sie reinzunehmen. In der beten wir für die Leute, die jetzt schwer erkrankt sind, für Menschen, die Angst haben und Sorge für andere tragen; für die, die in Medizin und Pflege tätig sind, für die Forschung, die Politiker, die Entscheidungen treffen müssen und natürlich auch die, die sich einsetzen, überhaupt für andere. Besonders beten wir für die Verstorbenen.

DOMRADIO.DE: Sie haben gesagt, es gibt ein paar Menschen, die da singen dürfen. Wie viele dürfen denn im Dom überhaupt sein?

Hopmann: Es gibt natürlich das Versammlungsverbot. Wir haben eine Ausnahmegenehmigung, dass wir diese besonderen Gottesdienste, weil sie übertragen werden und viele zuschauen, im Dom mit 20 Personen feiern dürfen. So können wir es ein bisschen würdig gestalten, mit einem kleinen Ensemble, das singt, mit Lektoren und mit wenig Messdienern. Wir schauen natürlich genau, dass wir auf keinen Fall über diese Zahl kommen.

Wir sind natürlich sehr dankbar, dass wir das so tun können, dass wir die Gottesdienste würdig feiern können, sodass auch die Leute, die über die Medien die Gottesdienste mitfeiern, auch Freude daran haben, eine Stärkung bekommen und eine würdige Liturgie im Dom erleben können.

DOMRADIO.DE: Auch die Osternacht ist natürlich ein absolutes Highlight jedes Jahr. Das Osterfeuer vor dem Dom ist verboten. Normalerweise gibt es dann im Anschluss immer eine Prozession durch den dunklen Dom. Wie machen Sie das?

Hopmann: Genau, draußen darf man natürlich kein Osterfeuer machen, denn so ein Feuer würde draußen Leute anziehen. Im Dunkeln kann man dann nur schwieriger die Abstände einhalten. Wir bleiben also komplett im Dom und wir machen eine kleine Prozession mit der Osterkerze; ein kleiner Weg durch den Mittelgang zum Altar. Normalerweise wird das Licht auch immer weitergegeben. Da muss man natürlich auch Abstands- und Hygieneregeln einhalten. So werden die Leute einzeln zur Osterkerze treten, die paar wenigen, die mitfeiern dürfen und so ihre Kerze an der Osterkerze entzünden, um wirklich auch den Abstand einhalten zu können.

DOMRADIO.DE: Sie sind schon einige Jahre Domzeremoniar. Können Sie sich an irgendeine Situation erinnern, die annähernd vergleichbar war, dass Sie so viele Änderungen in den Abläufen der Gottesdienste überlegen mussten?

Hopmann: Nein, überhaupt nicht. Normalerweise ist ja am Dom so, dass es jedes Jahr relativ ähnlich läuft, natürlich immer mit kleinen Variationen, das ist klar. Aber es gibt einfach ein Grundgerüst, wie die Liturgie und diese Tage ablaufen. Jeder weiß eben auch, was zu tun ist. Dieses Jahr ist wirklich alles anders und das merke ich auch hier mit den vielen Beteiligten am Dom. 

Die diesjährige Karwoche hat einen viel höheren Vorbereitungsaufwand als in den anderen Jahren, weil natürlich alles ganz neu gedacht, neu geplant und verschiedene Aspekte berücksichtigt werden müssen. Die sind ja sonst gar nicht so erforderlich.

DOMRADIO.DE: Wer darf mit dabei sein? War das auch schwierig zu entscheiden, wer jetzt unter diese 20 Leute kommt, die sozusagen das Glück haben, im Dom dabei sein zu dürfen?

Hopmann: Dadurch, dass wir natürlich sagen, wir haben den Zelebranten, den Diakon und ein paar von den Messdienern, Lektoren und Musiker, sind von den 20 natürlich die meisten Dienste schon besetzt, sodass es nur ein paar wenige gibt. Das ist festgelegt, dass es aus dem unmittelbaren Dom-Kreis der Angestellten, der Mitarbeiter oder des Dom-Umfelds ist. Wir wollen ja auch nicht den Personenkreis, die immer zusammenkommen, zu sehr ausweiten. Da müssen wir jetzt im Moment alle sensibel sein, alle darauf achten, um auch Kontakte zu beschränken.

Das Interview führte Dagmar Peters.


Domzeremoniar Tobias Hopmann ist für die Dommessdiener zuständig. / © Tomasetti (DR)
Domzeremoniar Tobias Hopmann ist für die Dommessdiener zuständig. / © Tomasetti ( DR )
Quelle:
DR
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