Abgeriegelt durch israelische Sicherheitskräfte hat in Jerusalem die traditionelle Kreuzwegprozession in der Jerusalemer Altstadt stattgefunden. Bei Regen zog Franziskanerkustos Francesco Patton zusammen mit drei weiteren Franziskanern entlang der Via Dolorosa, um die 14 Stationen des Leidenswegs Jesu von seiner Verurteilung bis zur Kreuzigung und zum Grab nachzugehen.
Die Teilnahme weiterer Prozessionsteilnehmer war im Rahmen des Anti-Corona-Kampfes von den Behörden verboten worden. Die Polizei drohte mit Strafen von umgerechnet 1.250 Euro für jeden, der sich der Prozession zu nähern oder anzuschließen versuche.
Einzug in Grabeskirche
Anders als in den vergangenen beiden Wochen konnten die Franziskaner die Prozession traditionsgemäß zum Abschluss der Prozession in die Grabeskirche einziehen. Patton bezeichnete es gegenüber Journalisten als "Zeichen der Hoffnung", der Welt versichern zu können, dass die Gebete vor Ort in Jerusalem trotz der gegenwärtigen Situation "in sicheren Bedingungen" weitergeführt werde.
Der katholische Pfarrer der Altstadt, der Franziskaner Amjad Sabbara, zog unterdessen mit einer kleinen Gruppe Männer durch das christliche Altstadtviertel, um für jene, die ihre Häuser nicht verlassen dürfen, die Kreuzweggebete vor die Haustüren zu bringen.
Grabeskirche mit Zeitplan
Üblicherweise kommen am Karfreitag Tausende Pilger nach Jerusalem, um den Kreuzweg Jesu zu gehen. Er endet an der Grabeskirche, an der sich insgesamt sechs Konfessionen nach genauem Zeitplan mit ihren Gottesdiensten abwechseln. Die im sogenannten Status quo aus dem 19. Jahrhundert festgeschriebenen Regelungen verbieten jede Veränderung der Ordnung. Sie sind auch der Grund, warum die katholische Osternachtfeier in der Grabeskirche bereits am frühen Samstagmorgen gefeiert wird.
Am Freitagabend wird die seit Jahrhunderten von den Franziskaner gepflegte Tradition der Kreuzabnahme und Grablegung gefeiert. Dazu wird auf dem Golgota-Hügel eine hölzerne Jesusfigur vom Kreuz abgenommen, auf dem Salbstein gesalbt und zum Grab getragen.
Liturgie des "Heiligen Feuers"
Aufgrund verschiedener Kalendersysteme begehen die Ostkirchen den Ostersonntag in diesem Jahr erst am den 19. April. Höhepunkt der ostkirchlichen Feiern in Jerusalem ist die über 1.200 Jahre alte Liturgie des "Heiligen Feuers" am Samstagmittag (18. April). Sie wird in diesem Jahr wie die meisten Feiern der Heiligen Woche in stark eingeschränktem Rahmen und ohne Gläubige gefeiert.