Das Osterfest 2020 werden die Christen nicht vergessen. Inmitten der Corona-Pandemie feierten sie unter nie da gewesenen Rahmenbedingungen die Auferstehung Jesu. Wegen eines staatlichen Verbots durften keine öffentlichen Gottesdienste gehalten werden. Wer Einkehr halten oder eine Kerze anzünden wollte, konnte das still für sich alleine in einer der geöffneten Kirchen tun.
Wo sonst die Reihen in Osternächten und Ostersonntagsmessen gut gefüllt sind, predigten Priester, Bischöfe und Papst Franziskus vor beinahe leeren Kirchenbänken und schickten den Segen in die Wohnungen und auch Krankenzimmer, in denen Menschen vor dem Fernseher oder dem Computer saßen und diese übertragenen Gottesdienste verfolgten. An Gründonnerstag und Karfreitag, als Christen an das letzte Abendmahl sowie das Leiden und Sterben Jesu erinnerten, war das Bild ähnlich.
Oma, Opa, Ostereier
Und nicht nur das. Die Kontakteinschränkungen wegen des Coronavirus machte vielen Menschen einen Strich durch die Rechnung, so dass Begegnungen mit der Familie und mit Freunden ausfallen mussten. Manch einem dürfte das gute Wetter darüber hinweggeholfen haben - anderen macht die Einsamkeit schon seit Wochen zu schaffen. Kinder suchten Ostereier oft ohne Oma und Opa. Osterfeuer gab es nur vereinzelt. Und manch einer sorgte sich um einen Corona-Kranken.
Da lag es nahe, dass der Papst und deutsche Bischöfe vielfach zu Hoffnung und Solidarität in diesen beispiellosen Zeiten aufriefen - trotz aller Fragen und Ängste. So könnte die Corona-Krise aus Sicht des Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, "zum Glücksfall der Geschichte werden", denn: Am Ende könne eine solidarischere und achtsamere Welt stehen.
Historischer Moment
Dazu müsse es gelingen, "die besten Kräfte und die mutigsten Ideen aller ins Spiel zu bringen" und zu einem erheblichen, auch persönlich spürbaren Opfer bereit zu sein, erklärte der Limburger Bischof. Derzeit präge sich aus, "was unsere Zukunft ausmachen und zum Guten verändern" könne. Es handle sich um "einen historischen Moment".
Bätzings Vorgänger, der Münchner Kardinal Reinhard Marx, blickte auch über Deutschland hinaus. Er mahnte, die Krise dürfe "nicht dazu führen, dass die Ungleichheiten und Gräben, die Ungerechtigkeiten und Spannungen in unseren Ländern und global größer werden". Er schaue daher mit großer Sorge auf ärmere Länder ohne leistungsstarkes Gesundheitssystem.
Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki betonte, die Pandemie habe viele Menschen in große Ängste gestürzt. Das Osterfeuer verweise jedoch darauf, dass Gott "wie ein Feuer für uns Menschen und für seine Schöpfung" brenne. Für den Aachener Bischof Helmut Dieser ist die Osterbotschaft von der Auferstehung "die einzige Hoffnung für die vielen, vielen Toten, die an dieser Pandemie sterben".
Notwendigkeit zur Solidarität
Manch ein Bischof unterstrich die Notwendigkeit zur Solidarität. So erklärte Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck, die Gesellschaft bleibe "nahe bei der Botschaft Jesu", wenn die Kosten der Krise nicht allein bei den Armen, Schwachen, Arbeitslosen und prekär Beschäftigten abgeladen würden. Erst recht dürften nicht die Beschäftigten belastet werden, die derzeit die Funktionsfähigkeit der Gesellschaft sicherstellten.
Ostern wurde nach Worten des Mainzer Bischofs Peter Kohlgraf "weniger üppig gefeiert als vielmehr gelebt". Viele Menschen gäben derzeit Hoffnung weiter, "obwohl sie manchmal selbst nicht weiterwissen, obwohl sie berechtigte Angst um die Gesundheit und die eigene Existenz haben".
Zulässigkeit der Verbote
Dass eindringliche Worte wie diese nicht nur via Fernsehen und Internet zu den Menschen drangen, wollten vereinzelt Menschen nicht hinnehmen und zogen bis zum Bundesverfassungsgericht. Das lehnte zwar kurz vor Ostern zwei Anträge auf sofortige Aufhebung des Verbots von Versammlungen in Kirchen, Moscheen und Synagogen ab - forderte aber zugleich eine fortlaufende, strenge Überprüfung der Zulässigkeit der Verbote.
Demnächst will sich die Bundesregierung dazu äußern, wie es mit den Einschränkungen allgemein weitergeht. Viele Menschen hoffen auf Lockerungen. Und vielleicht passiert danach im Leben des ein oder anderen das, womit Dresdens Bischof Heinrich Timmerevers am höchsten christlichen Fest Hoffnung geben wollte: Zeiten der Krise seien auch der Beginn für Überraschendes.