Restaurants, Cafes, Theater, Kinos und Konzerthäuser bleiben nahezu bundesweit bis auf Weiteres geschlossen. Mindestens bis zum 3. Mai und voraussichtlich auch danach werden in Deutschland massive Einschränkungen wegen der Covid-19-Pandemie das öffentliche Leben bestimmen. Das ist für viele kleine Betriebe, Kulturschaffende, aber auch für soziale Träger eine harte Entscheidung.
Um diese Zeit zu überbrücken und die Schäden abzupuffern, hat die Bundesregierung finanzielle Hilfen angeboten. Der Hilfsfonds für Solo-Selbstständige wurde binnen weniger Tage förmlich überrannt. Das Projekt sieht für Freiberufler und Unternehmen mit bis zu fünf Beschäftigten 9.000 Euro vor und für Unternehmen mit bis zu zehn Beschäftigten bis zu 15.000 Euro. Mehrfach war das Antragsverfahren infolge des großen Ansturms ausgesetzt, mittlerweile sind Bewerbungen wieder möglich.
Organisationen starten Aufrufe
Doch es gibt auch andere bundesweite Hilfsangebote. Auf der Spendenplattform betterplace.org finden sich unzählige Aufrufe gemeinnütziger Organisationen rund um die Corona-Pandemie. Darunter fallen zum Beispiel das Deutsche Rote Kreuz (DRK), die Lebenshilfe, Obdachlosenprojekte, aber auch Kulturinitiativen.
Seit Beginn der Corona-Pandemie sei ein deutlicher Anstieg an neuen Aktionen und Spendenaufrufen spürbar. "Es gibt bereits knapp 340 Projekte, die explizit durch Corona entstanden sind und einen entsprechenden Bezug aufweisen", sagt Sprecherin Leonie Gehrke auf Anfrage. Insgesamt verwaltet betterplace.org nach eigenen Angaben 32.000 Projekte, und es wurden bislang rund 93 Millionen Euro über die Plattform gespendet. Die Gemeinnützigkeit jedes Projektes prüfe das Team bevor ein Aufruf online gehe, erklärt Gehrke.
Große Hilfsbereitschaft
Auch das DRK hat eigens in der Corona-Krise einen Nothilfe-Fonds eingerichtet, der sich bei betterplace.org findet. Die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung sei sehr groß, erklärt das DRK auf Anfrage. Es geht dabei um die ehrenamtliche Hilfe für Ältere und Bedürftige, etwa durch Lieferungen von Lebensmitteln und Medikamenten oder psychosoziale Begleitung per Video und Telefon, aber auch um Corona-Testzentren.
Der Geschäftsführer des Deutschen Spendenrats, Max Mälzer, sieht hinsichtlich des Spendenverhaltens der Deutschen derzeit ein sehr heterogenes Bild. Manche gemeinnützige Organisation, etwa mit Projekten im Ausland, rechne aufgrund von Corona mit einem Einbruch der Spenden um etwa 90 Prozent, bei anderen laufe es gut. So hat der DRK-Corona-Nothilfefonds nach eigenen Angaben binnen weniger Wochen von Privatpersonen und Unternehmen Spenden in Höhe von mehr als zehn Millionen Euro erhalten.
Beeinflusstes Spendenverhalten
Mälzer rechnet auch damit, dass in diesen Zeiten einige gar nicht an Hilfsorganisationen spenden, sondern eher die Buchhandlung oder das Restaurant um die Ecke unterstützen. "Das ist dann keine klassische Spende an eine gemeinnützige Organisation, aber wird vermutlich das Spendenverhalten beeinflussen."
So gibt es etwa in Berlin die Möglichkeit, für Restaurants, Cafes oder Kneipen online Gutscheine zu erwerben. Ziel sei es, "Lieblingsorte" während der Corona-Pandemie zu unterstützen, schreiben die Initiatoren des gemeinnützigen Projektes Helfen.Berlin. Falls das Restaurant nicht wieder öffnet, ist das Geld jedoch weg. Ähnlich funktioniert die Initiative "Freundschaft fürs Lesen", hier können Gutscheine für Buchhandlungen bundesweit erstanden werden.
Kultur in Not
Andere Wege geht etwa das Forschungsprojekt Elinor zusammen mit der GLS Bank, das aktuell mit einem Kunst-in-Not-Fonds Kulturschaffende mit bis zu 1.000 Euro unterstützt und zugleich Gelder von Kulturförderern einsammelt. Oder aber das Ensemble Netzwerk und der Bundesverband freie darstellende Künstler, die Theaterschaffenden 500 Euro Soforthilfe für die Miete zur Verfügung stellen.
Auch die Deutsche Orchesterstiftung hat einen Nothilfefonds für freiberufliche Musiker gegründet. Dieser hat binnen weniger Wochen rund 1,2 Millionen Euro eingesammelt. Davon werden, so die Orchesterstiftung, 2.500 Antragsteller mit 400 Euro unterstützt. Bis Ende April sollen weitere der insgesamt 3.500 Antragsteller Unterstützung erhalten, in der Hoffnung, dass Auftritte bald wieder möglich sind.