Der Arktische Ozean wird mit hoher Wahrscheinlichkeit noch vor 2050 in manchen Sommern eisfrei sein. Das ergab eine internationale Studie, die von der Uni Hamburg koordiniert und am Dienstag veröffentlicht wurde. Die Forscher befürchten "schwerwiegende Folgen für die Natur". Wann genau dies passieren werde, hänge entscheidend vom Klimaschutz ab.
Analysiert wurden aktuelle Ergebnisse von 40 verschiedenen Klimamodellen, die von wenig Klimaschutz und ungebremsten Kohlendioxid-Emissionen in der Zukunft ausgehen. Wie erwartet, zeigen diese Simulationen einen beschleunigten Verlust von Meereis im Sommer. Doch laut Studie verschwindet das Meereis selbst dann, wenn der CO2-Ausstoß künftig rasch reduziert wird.
Eisfläche am Nordpol
Zurzeit ist der Nordpol das ganze Jahr über von Meereis bedeckt. Jeden Sommer schrumpft die Eisfläche, im Winter wächst sie wieder an. Dabei hat das Meereis im Zuge der globalen Erderwärmung in den letzten Jahrzehnten bereits rapide an Fläche verloren.
"Für die Natur sind die Folgen problematisch", sagte Dirk Notz, Professor am Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit der Universität Hamburg: Die Eisdecke sei Jagdrevier und Lebensraum für Eisbären und Robben.
Gleichzeitig spiele das Meereis eine wichtige Rolle im Klimasystem, weil seine helle Oberfläche das Sonnenlicht reflektiert und so die Arktis kühlt, erklärte Notz weiter. Wie viele Sommer in Zukunft eisfrei sein würden, hänge wesentlich von der Höhe der künftigen CO2-Emissionen ab.
Während bei starkem Klimaschutz eisfreie Jahre nur gelegentlich aufträten, würden sie bei höheren Emissionen zum Normalfall werden. Notz: "Der Mensch hat also in der Hand, wie oft das Meereis am Nordpol im arktischen Sommer komplett verloren geht."