Kardinal Woelki packt Lebensmitteltaschen für Bedürftige

Würstchen und Gemüse

Pädagogen warnen vor den Auswirkungen der Corona-Maßnahmen gerade auf Kinder. In manchen Familien mangele es am Grundlegendsten - nämlich am Essen. Beutel mit Lebensmittel sollen in Köln helfen. Kardinal Woelki packt mit an.

Autor/in:
Anita Hirschbeck
Kardinal Woelki packt Lebensmitteltaschen / © Munns (Erzbistum Köln)

Würstchen, Kohlrabi und Fruchtgummis packt Kölns Kardinal Rainer Maria Woelki in eine rot-weiß bedruckte Stofftasche. Mit Schutzhandschuhen und Mund-Nase-Maske ausgerüstet tun es ihm zahlreiche junge Frauen und Männer gleich. 300 Lebensmitteltaschen packen der Erzbischof und die Helfer an diesem Vormittag im Innenhof der Katholischen Jugendagentur (KJA) Köln. In der Corona-Krise sollen die Beutel bedürftigen Familien zugute kommen, deren Kinder die KJA betreut.

Schulessen fallen aus

Vor der Corona-Krise seien viele der Mädchen und Jungen über die Schulessen mit einer warmen Mahlzeit pro Tag versorgt worden, berichtet KJA-Geschäftsführer Georg Spitzley. Da die Schulen wegen des Virus geschlossen wurden, falle das warme Mittagessen für manche vermutlich weg. "Da wollen wir einsteigen", sagt er. "Wir müssen einfach dort sein, wo Kinder und Erwachsene in Not sind", stimmt Woelki ein.

Laut Statistischem Bundesamt waren 2018 rund 2,4 Millionen Kinder in Deutschland von Armut gefährdet. Das entspricht etwa jedem sechsten Minderjährigen. "Die Corona-Krise hat sehr deutlich gemacht, dass es eine ganze Menge von Menschen gibt, die in Not sind", erklärt Woelki während der Pack-Aktion. Stellt sich die Frage: Was bedeutet die Krise für die Jüngsten in der Gesellschaft?

Seitdem Mitte März die Bundesländer ihre Schulen geschlossen haben, um die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen, warnen Pädagogen und Kinderrechtsaktivisten vor den Folgen dieses Schritts. Die Experten befürchten mehr häusliche Gewalt, die Kinder entweder miterleben oder deren Opfer sie selbst werden. Auch mehr sexueller Missbrauch sei zu erwarten. Gleichzeitig sei es für die Mädchen und Jungen schwieriger, sich an Erwachsene außerhalb des eigenen Haushalts zu wenden - an die Großeltern etwa oder an Lehrer und Sozialarbeiter.

Viele Pädagogen befürchten außerdem einen Bildungsrückstand für ohnehin benachteiligte Kinder. Die technischen Voraussetzungen für digitales Lernen müssen sich Familien erst einmal leisten können, so die Sorge. Zuhause büffeln funktioniert außerdem besser, wenn die Kinder Ruhe haben. Für Mädchen und Jungen, die sich ihre Zimmer mit Geschwister teilen müssen, dürfte das schwierig sein.

Ein weiterer wunder Punkt betrifft die ganz grundsätzliche Versorgung der Kinder - nämlich das Essen. Vor Corona seien vor allem in den Problemvierteln viele Kinder morgens ohne Frühstück in den Unterricht gekommen, schildert Spitzley die Erfahrungen, die seine Mitarbeiter gemacht haben. Seitdem die Einrichtungen wegen der Pandemie geschlossen seien, versuchten die Sozialarbeiter über digitale Medien, mit den Mädchen und Jungen in Kontakt zu bleiben. Das funktioniere aber nicht immer reibungslos.

Kinder- und Jugendhilfeangebote

Die KJA Köln betreibt als Träger von Kinder- und Jugendhilfeangeboten unter anderem die Nachmittagsbetreuung an 13 Grundschulen in Köln und 4 Grundschulen im Rhein-Erft-Kreis. Die Familien dieser Grundschüler erhalten nun die Lebensmitteltaschen. Gefüllt sind sie unter anderem mit Brot, passierten Tomaten, Würstchen im Glas, frischem Obst und Gemüse und auch ein paar Süßigkeiten.

Aus den Waren, die zum Teil von einer Supermarkt- und einer Bäckerei-Kette gespendet wurden, können Familien drei Gerichte kochen. Die entsprechenden Rezepte sind in den Taschen enthalten.

Einfach und gleichzeitig nahrhaft soll das Essen sein, heißt es. "Wir sind ja nicht nur Gottesdienst feiernde Gemeinde. Sondern eine Kirche muss immer auch karitativ, diakonisch sein", erklärt Woelki sein Engagement für die Aktion. "Gottesliebe, Nächstenliebe, Menschenliebe sind eine Einheit. Das gehört zusammen." In der Corona-Krise hat der Kardinal bereits das Priesterseminar in Köln für Obdachlose geöffnet. Seit Ende März können sie dort essen und duschen.

Spitzley und sein Team blicken jetzt auf die Zeit der Lockerung von Corona-Maßnahmen. Ab dem 4. Mai betreue die KJA nachmittags zumindest wieder die Viertklässler, so der Geschäftsführer. In Nordrhein-Westfalen dürfen Schüler der Abschlussklassen seit Donnerstag wieder in den Unterricht gehen. Am 4. Mai sollen die vierten Klassen folgen.


Gepackte Lebensmitteltaschen / © Munns (Erzbistum Köln)

Auch frisches Gemüse wird eingepackt / © Munns (Erzbistum Köln)
Quelle:
KNA
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