So äußerte sich der katholische Priester in einer Mitteilung der örtlichen Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB). Die Arbeitsmigranten müssten eng zusammenleben, was die Infektionsgefahr verschärfe. Saisonarbeiter in Fleischindustrie und Landwirtschaft stünden dem Virus oft wehrlos gegenüber. Ihre Lebensbedingungen müssten verbessert werden.
Kossen, der den Verein "Aktion Würde und Gerechtigkeit" zur Unterstützung der Arbeitsmigranten bei der Durchsetzung von Arbeitnehmerrechten gegründet hat, forderte, auch Logistikbetriebe und die Landwirtschaft verstärkt in den Blick zu nehmen. Ost- und südeuropäische Wanderarbeiter hätten schon vorher unter gesundheitsgefährdeten und menschenverachtetenden Bedingungen gearbeitet und gelebt. "Nun sind sie durch den Corona-Virus lebensbedrohlich geworden."
Stärkere Überprüfungen geplant
Nordrhein-Westfalens Arbeits- sowie Landwirtschaftsministerium kündigten an, die Einhaltung von Corona-Auflagen und die allgemeinen Arbeitsschutzvorschriften für Saisonarbeiter stärker zu überprüfen. Vor allem sollen die Unterkünfte der oft osteuropäischen Arbeiter kontrolliert werden. Sollten gravierende Verstöße festgestellt werden, würden "schnell und konsequent Maßnahmen" angeordnet.
Kossen hält diese angekündigten Kontrollen für "lange überfällig". "Es ist zynisch, dass erst die Corona-Pandemie kommen musste, bevor gehandelt wird", sagte er am Freitag in Lengerich dem Evangelischen Pressedienst (epd).
"Verschimmelte Bruchbuden"
Wenig Betriebe hielten sich an die Vorgabe des Bundesinnenministeriums, für Saisonkräfte pro Person ein Zimmer als Unterkunft zur Verfügung zu stellen, kritisierte Kossen. Obwohl eine Ausnahme nur bei Paaren und Familien gelte, würden die Beschäftigten immer noch in überfüllten Sammelunterkünften und unter mangelhaften hygienischen Bedingungen untergebracht.
"Das sind verschimmelte Bruchbuden, für die sie 250 Euro im Monat bezahlen müssen, das ist Abzocke", sagte Kossen. Er kündigte für Samstag an, vor der betroffenen Großfleischerei in Coesfeld zu demonstrieren.
Tests bei der Firma "Westfleisch"
In der Großschlachterei im Kreis Coesfeld war bei 129 Beschäftigen, die aus Ost- und Südeuropa stammen, eine Ansteckung mit dem Coronavirus nachgewiesen worden. Auslöser von verstärkten Tests bei der Firma "Westfleisch" waren laut einem Sprecher des Kreises die gehäufte Zahl von Arbeitsmigranten, die als Corona-Patienten gemeldet
wurden. Das Gesundheitsamt habe daraufhin zielgerichtet den Betrieb untersucht, um mögliche Infektionsketten aufzuspüren und zu unterbrechen.
Weitere Maßnahmen wollte der Kreis am Freitagabend bekanntgeben. Nach Angaben des Kreises sprang die Zahl der infizierten Beschäftigten in dem fleischverarbeitenden Betrieb von 79 am Mittwoch auf aktuell 129 Personen.