Die Corona-Pandemie habe das Bewusstsein der Verbundenheit aller Völker in Europa gestärkt.
"Paradoxerweise entdecken die Menschen gerade in einer Zeit leerer Kirchen die christliche Botschaft der Solidarität neu", heißt es weiter. Dieses Bewusstsein sei ein Motor des Wandels. "Den Menschen zu helfen, in der moralischen Tugend der Solidarität zu wachsen, ist Teil der Berufung der Kirche."
"Können auf krankem Planeten nicht gesund leben"
Die Jesuiten-Oberen appellieren an die EU, das gegenwärtige Modell der Globalisierung zu überdenken. "Wir haben in diesen Wochen gelernt, dass wir auf einem kranken Planeten nicht gesund leben können", schreiben sie. Es brauche eine "wirksame Solidarität" mit den Armen, der Umwelt und den künftigen Generationen.
Die Vision von Papst Franziskus einer "integralen Ökologie" fordere eine solche Solidarität ein, erinnern die Ordensleute. Die Folgen der Pandemie dürften "nicht zu einer Verwässerung von Europas Engagements in dieser Richtung führen, sondern zu einer Intensivierung der Bemühungen".
Man habe auch erlebt, wie schwierig gesamteuropäische Solidarität in der Praxis sei, heißt es weiter. Zu Beginn der Corona-Krise habe es an Solidarität mit Italien und Spanien gemangelt. Glücklicherweise habe die EU vorerst zu praktischer Solidarität zurückgefunden.
Umverteilung des Reichtums
Mittelfristig werde die Herausforderung darin bestehen, die wirtschaftlichen und sozialen Folgen der Pandemie anzugehen. "Dies wird unweigerlich eine gewisse Umverteilung des Reichtums von den reicheren zu den ärmeren Ländern mit sich bringen", so die Jesuiten-Konferenz, die rund 4.000 Ordensleute repräsentiert.
Sie fordert auch einen Schuldenerlass für ärmere Länder sowie mehr humanitäre Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit. Statt für das Militär sollten Gelder für Gesundheits- und Sozialdienste sowie für Flüchtlinge und Asylsuchende ausgegeben werden.