San Isidro Labrador ist der Schutzheilige von Madrid

Der Volksheilige der 438 Wunder

Er galt als Vorbild der Frömmigkeit und Nächstenliebe; viele Wunder schreibt man ihm zu: San Isidro Labrador, der Patron von Madrid. Sein Gedenktag, der 15. Mai, fällt mitten in die Corona-Krise.

Statue des Heiligen Isidor (shutterstock)

Beistand von ganz oben tut in diesen Tagen besonders Not, auch in Madrid. Die spanische Hauptstadt verzeichnete noch im März knapp acht Prozent aller Corona-Todesfälle weltweit. Kein Gedanke daran, am 15. Mai das alljährliche Patronatsfest zu Ehren von San Isidro Labrador zu feiern.

Eigentlich sollten die traditionellen Feiern Mitte Mai vier Tage dauern, bunt, musikalisch umrahmt. Nun ist das Programm in der Corona-Krise gestrichen, die insbesondere in Spaniens Hauptstadt dramatische Ausmaße angenommen hat. Doch das tut der Verehrung des Stadtheiligen keinen Abbruch. An seinem Gedenktag werden in diesem Jahr trotzdem viele Gläubige ihre Gebete an ihn richten - daheim, in Stille.

San Isidro war ein fleißiger Bauer

Isidro, so sagt man, war eine historische Gestalt des Mittelalters, doch um sein Leben ranken sich Rätsel. Basis ist das mündlich tradierte Gut. Seine Lebensdaten gibt die Erzdiözese Madrid mit "etwa" 1080 bis 1230 an; je nach Quellen finden sich abweichende Angaben. Fest steht, dass Madrid damals ein unbedeutender Fleck im Herzen Spaniens war, weit davon entfernt, einmal zur Hauptstadt aufzusteigen.

In Madrid ackerte ein fleißiger Bauer (span. "labrador") namens Isidro. Pflichtergeben erfüllte er schon in jungen Jahren als Knecht die Arbeit für seinen Herrn, den Grafen Vargas. Isidro zeichnete sich durch außergewöhnliche Frömmigkeit und gute Werke aus. Jeden Tag soll er die Messe besucht und einmal im Jahr ein Essen für die Ausgestoßenen und Ärmsten der Stadt organisiert haben.

Das zementierte den Ruf seiner Nächstenliebe und schloss auch seine Frau Maria Toribia ein. Sie stammte wie Isidro aus einfachsten Verhältnissen und wurde mit dem Namen Santa Maria de la Cabeza ebenfalls als heilig verehrt.

Ihm werden zahlreiche Wunder nachgesagt

Was Isidro herausragen und zum Volksheiligen aufstiegen ließ, waren die zahlreichen Wunderberichte. Manche Quellen nennen die Zahl von 438 Mirakeln. Bei einer Gelegenheit sorgte Isidro demnach für die Vermehrung von Weizen; ein anderes Mal ließ er per Stockschlag eine Quelle aus dem Boden sprudeln.

Und während er sich dem Gebet widmete, pflügten Ochsen, von Engeln angehalten, den Acker. Zweiflern könnte man einen Gedanken des niederländischen Literaten Cees Nooteboom entgegenhalten: Legenden erlauben keine Fragen, Legenden sind einfach wahr.

Aus dem Schatz der Überlieferung ist das "Brunnenmirakel" die bekannteste Episode. Es heißt, der kleine Sohn des Heiligenpaares sei in einem Moment der Unaufmerksamkeit in die Tiefe eines Brunnens gestürzt. Gottergeben am Brunnenrand kniend und sich mit den Kräften des Glaubens gegen das Schlimmste stemmend, bewirkten Isidros und Marias Gebete, dass das Wasser im Brunnen anstieg, bis der Junge unversehrt zum Vorschein kam.

Wohnhaus des Heiligen als Museum zugänglich 

Der Wunderbrunnen - so man daran glaubt - hat sich im sogenannten Haus des heiligen Isidro erhalten. Es liegt im Stadtviertel La Latina am Platz San Andres und ist Besuchern außerhalb der Corona-Krise als Museum zugänglich. Dort soll sich das Grundstück befunden haben, auf dem die Grafen- und auch die Heiligenfamilie lebte.

Nicht weit entfernt findet sich die nächste Station der Spurensuche: die Stiftskirche San Isidro. Im Inneren hat das Heiligenpaar seine letzte Ruhe; der Schrein befindet sich im Hochaltar.

San Isidro Labrador wurde 1622 von Papst Gregor XV. heiliggesprochen. Er ist der Patron Madrids, der Landwirte und der Agraringenieure. "Immer mit den Bedürftigsten", lautet ein Leitsatz über ihn. Fasst man dies in erweiterten Rahmen, sind in der Corona-Krise heute sicher gewiss mehr Madrider als üblich "bedürftig". Stärker denn je bedürfen sie seines Trostes und seiner Fürsprache.

In der Hymne an San Isidro Labrador heißt es:

"Still und emsig bei der Arbeit /

hast du Christus im Leben nachgeahmt, /

du hast die Furchen des Pfluges gezogen /

und mit Geduld sein Kreuz umarmt."

Von Andreas Drouve 


Quelle:
KNA