DOMRADIO.DE: Die Erstkommunion während der Corona-Pandemie zu feiern, sieht natürlich anders aus, als wir das gewohnt sind. Wie muss man sich das an Christi Himmelfahrt vorstellen?
Schwester Carmen (Erstkommunionvorbereitung in der Kirchengemeinde Sankt Martin in Bonn): Wir haben uns bemüht, die Auflagen, die uns in den Gottesdiensten und auch im Alltag auferlegt sind, entsprechend einzuhalten. Aber wir bemühen uns, dass es ein frohes Fest wird.
DOMRADIO.DE: Die Kinder müssen ja wahrscheinlich Abstand halten. Darf die ganze Familie dabei sein?
Schwester Carmen: Die Familie konnte Freunde der Kinder einladen, ihre eigenen Verwandten, die sie einladen wollten. Es ist natürlich abgespeckt, wie man so schön sagt, weil aufgrund des Abstandshaltens die Zahl der Gäste auch bei der Erstkommunion begrenzt sein muss. Aber das haben wir in Absprache mit den Kindern und den Eltern ganz gut lösen können, wer da eingeladen wird. Die Eltern hatten Verständnis und freuen sich sehr, dass jetzt überhaupt das Fest gefeiert werden kann.
DOMRADIO.DE: Im April sind in allen Gemeinden Erstkommunionfeiern ausgefallen. Der Weiße Sonntag ist jetzt gut vier Wochen her. Da war es bestimmt auch für Sie nicht sicher, ob das nun stattfinden kann.
Schwester Carmen: Richtig. Die Unwägbarkeiten und die Ungewissheit waren groß. Wir haben aber schon im Vorfeld gesagt, wir setzen uns mal erst den 30. April als Termin und warten ab, was dann wird. Wir hatten die Erstkommunion von vornherein für den 21.5., für das Fest Christi Himmelfahrt, geplant.
DOMRADIO.DE: Jetzt haben sie die Kinder monatelang auf ihrem Weg zur Erstkommunion begleitet. Die Ungewissheit haben wir jetzt schon angesprochen. Die belastet zum einen die Eltern, die gegebenenfalls auch alle Planungen umwerfen müssen. Aber wie haben die Kinder diese Unsicherheit erlebt?
Schwester Carmen: Bei Kindern ist es nicht so schwerwiegend wie bei den Erwachsenen, denke ich. Erstmal haben wir gesagt, wir machen weiter mit den Gruppenstunden. Und zwar haben wir das über Zoom (Videokonferenz, Anm. d. Red.) gemacht. Wir haben nichts ausfallen lassen. Das war für die Kinder auf der einen Seite auch ein großes Erlebnis. Sie haben sich gefreut, dass sie sich weiter sehen und sich auf eine ganz andere Art und Weise als Gruppe treffen konnten. Das war schon eine Herausforderung, sowohl für mich, vielleicht weniger für die Kinder. Aber es war ein gutes Erlebnis.
DOMRADIO.DE: Jetzt ist es mit Blick auf Corona nicht nur für die Kinder und die Eltern besonders, dass an Christi Himmelfahrt in Sankt Martin die Erstkommunionfeier stattfinden wird, sondern auch für Sankt Martin selbst. Das ist nämlich das erste Mal seit 15 Jahren, dass da wieder eine Erstkommunionfeier stattfindet. Warum war denn so lange Pause?
Schwester Carmen: Die Pause war so lange, weil dort in Sankt Martin über 15, 20 Jahre gar keine Kinder zur Erstkommunion gegangen sind. Ich habe selbst erst voriges Jahr im September hier angefangen. Ich kenne die Situation hier vor Ort nicht, weil ich gar nicht aus dem Erzbistum und aus dem Bereich von Bonn komme. Die Kinder sind nicht mehr in der Gemeinde Sankt Martin vorbereitet worden, sondern sie sind verstreut in Sankt Petrus, ich kann Ihnen jetzt nicht sagen, wo noch weiter, mit zur Erstkommunion gegangen.
DOMRADIO.DE: Auch wenn das mit Sicherheit nicht die Art Feier ist, die sich Kinder, Eltern und alle anderen vorgestellt haben. Wie freuen sich die Kinder denn? Sind sie richtig aufgeregt?
Schwester Carmen: Die Kinder geben ihrer Freude Ausdruck, dass es jetzt so ist. Wenn ich in den letzten Wochen so in die Gesichter der Kinder geschaut habe, wenn sie auch sonntags in dem Gottesdienst waren, seit Mai dürfen wir ja Gottesdienst wieder feiern, dann war schon ein Strahlen da, wenn man sie auch als Kommunionkinder ansprach, die sich auf die Feier, die jetzt doch stattfinden kann, freuen.
DOMRADIO.DE: Warum ist es in Ihren Augen so wichtig, dass Kinder und Familien trotz dieser schwierigen Zeiten Erstkommunion und damit einen wichtigen Tag feiern können?
Schwester Carmen: Es ist uns grundsätzlich ein großes Anliegen, langfristig mit Familien, Eltern und Kinder, die Gemeinde neu mit Leben zu erfüllen. Und die Erstkommunion ist eigentlich ein erster Schritt, wo die Kinder auch mit größerem Verständnis in die Kirche hineinwachsen.
Das Interview führte Heike Sicconi.