Das sagte der Mailänder Erzbischof der Zeitung "Repubblica". Es werde Zeit brauchen, "um wirklich zu verstehen, was passiert ist".
"Mir ist klar, dass wir einen sehr hohen Preis bezahlt haben", so Delpini. "Es hat zu viele Tote gegeben." Um aber die Gründe dafür zu verstehen, sei eine genaue Analyse nötig. "Wir müssten die gesamte Geschichte rekonstruieren, um die Wirkung getroffener Maßnahmen und die Verbreitung des Virus zu verstehen", so Delpini.
Zunächst aber gehe es um "Mitleid für die vielen Toten" und "Dankbarkeit für diejenigen, die die Kranken geheilt und dabei ihre eigene Gesundheit und die ihrer Familie riskiert haben".
Erste Gottesdienste mit Menschen nach Lockdown
Die ersten Gottesdienste mit Menschen nach dem Lockdown hätten "einer Rehabilitation nach einem Trauma" geähnelt, beschrieb Delpini seine Erfahrungen in der vergangenen Woche. Die Feiern seien keine "glücklichen Momente" gewesen, wie man sie sonst erlebt, wenn alles vorbei ist. Früher seien die Leute in die Kirche gekommen, hätten Hallo gesagt, gebetet und gesungen.
"Wir müssen wieder lernen, zu feiern"
"Jetzt aber mit der Maske, dem Abstand, der Art und Weise des Kommunionempfangs wird die Messe mit Künstlichkeit und Vorsichtsmaßnahmen überfrachtet. Wir müssen wieder lernen, zu feiern", so Delpini. Etliche seien "genervt" und "ein wenig verärgert" wegen der ständigen Ermahnungen, Abstand zu halten.
Das weitere Ergehen der Stadt Mailand hängt laut dem Erzbischof vor allem von jedem Einzelnen ab. Entscheidend seien, wie klug oder dumm jemand mit den gemachten Erfahrungen umgehe, "ob jeder seine Lektion gelernt hat", warnte Delpini. "Die Stadt wird nicht automatisch besser oder schlechter werden, weil es ein solches Trauma gegeben hat: Alles wird von den einzelnen Mailändern abhängen."