Die Münchner Medizin- und Forschungsethikerin Alena Buyx ist zur neuen Vorsitzenden des Deutschen Ethikrates gewählt worden.
Zu ihren Stellvertretern bestimmte das Gremium in seiner ersten Plenarsitzung in neuer Zusammensetzung am Donnerstag in Berlin den Juristen Volker Lipp, den Philosophen Julian Nida-Rümelin und die theoretische Neurowissenschaftlerin Susanne Schreiber.
Wichtige ethische Debatten in bewegten Zeiten
Elf der derzeit 24 Mitglieder waren am 30. April von Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble erstmals in den Ethikrat berufen worden. Die anderen 13 Ratsmitglieder hatten dem Rat bereits in der vorangegangenen Amtszeit angehört.
Wie das Gremium weiter mitteilte, ermutigte Schäuble in einer Begrüßungsansprache den Rat, gerade in diesen bewegten Zeiten die Stimme zu erheben und die wichtigen ethischen Debatten fortzuführen. "Wir brauchen Politikberatung durch die Wissenschaft und eine ethisch fundierte Debatte", so Schäuble, der zugleich den Jahresbericht des Ethikrates für das Jahr 2019 entgegennahm.
In der Sitzung berieten die Ratsmitglieder auch über das künftige Arbeitsprogramm. Die Bitte von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) aufgreifend, will sich der Ethikrat zunächst mit den ethischen Aspekten einer möglichen Einführung von Immunitätsnachweisen für SARS-CoV-2 beschäftigen und eine Ad-hoc-Empfehlung zu diesem Thema erarbeiten, die noch vor der parlamentarischen Sommerpause veröffentlicht werden soll.
Auch drei katholische Moraltheologen
Zu den neuen Mitgliedern zählen neben Nida-Rümelin und Schreiber auch der Mediziner und Vorsitzende des Zentralrats der Juden, Joseph Schuster, und die Regionalbischöfin der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, Petra Bahr. Dem Rat gehören nun auch drei katholische Moraltheologen an: der Berliner Theologe Andreas Lob-Hüdepohl, sein Tübinger Amtskollege Franz-Josef Bormann – die beide bisher schon dazu gehörten – und die Augsburger Moraltheologin Kerstin Schlögl-Flierl. Für die muslimische Gemeinschaft wurde die Paderborner Islamwissenschaftlerin Muna Tatari berufen.
Neu im Gremium sind ferner der Hallenser Biochemiker Hans-Ulrich Demuth, der Düsseldorfer Strafrechtler Helmut Frister, die Kölner Juristin Frauke Rostalski, ihr Bayreuther Berufskollege Stephan Rixen und die Esslinger Pflegewissenschaftlerin Annette Riedel.
Deutscher Ethikrat
Der Deutsche Ethikrat hat die Aufgabe, Empfehlungen für politisches und gesetzgeberisches Handeln besonders zu ethisch umstrittenen Fragen der Lebenswissenschaften zu erarbeiten.
Ferner soll der die gesellschaftliche Diskussion fördern. Bislang hat er 17 umfangreiche Stellungnahmen erarbeitet, unter anderem zu den Themen Präimplantationsdiagnostik, Gendiagnostik und Patientenwohl.