Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising, fühlt sich nach eigenem Bekunden unfrei, wenn er im Alltag an seine persönlichen Grenzen stößt.
"Die Zeit ist eine Begrenzung, die mir zu schaffen macht. Nicht alles unterzubringen und damit nicht alles tun zu können, was an Möglichkeiten da ist", sagte er im Interview mit dem kirchlichen Münchner Internetportal mk-online.de. Anlass war sein neues Buch "Freiheit".
Manchmal regt er sich über sich selber auf
Man müsse sich selbst als Geschöpf mit seinen Grenzen annehmen und auch verstehen, was man nicht könne, erklärte Marx. "Das ist nicht immer einfach, aber es fällt mir leichter, als noch als Jugendlicher."
Trotzdem rege er sich manchmal über sich selbst auf: "Wenn ich Bücher lese und spüre, das verstehe ich jetzt nicht, ärgere ich mich, weil ich vielleicht nicht so intelligent bin und das sofort kapiere." Besonders frei fühlt sich Marx eigenen Worten zufolge im Gebet und in der Liturgie. Dabei trete er in einen Raum "mit nichts als Liebe und Freiheit".
Neues Buch "Freiheit"
Der Kardinal hatte vor zwei Wochen sein neues Buch "Freiheit" vorgestellt. Darin umkreist er auf 175 Seiten einen Begriff, der ihm "zum Lebensthema" geworden ist, wie er schreibt. Das spiegelt sich auch in seinem Wahlspruch als Bischof wider: "Wo der Geist des Herrn wirkt, ist Freiheit." Das Buch habe er schon lange schreiben wollen.
"Die Tendenzen hin zu Populismus und autoritärem Denken beunruhigen mich seit vielen Jahren - auch, dass Religion politisch benutzt wird."
Marx ist seit 2008 Erzbischof von München und Freising. Bis März dieses Jahres war er Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. Er gehört dem von Papst Franziskus eingesetzten Kardinalsrat zur Kurienreform an.