Der emeritierte Papst Benedikt XVI. (93) ist am Donnerstag überraschend nach Deutschland gereist. Grund ist der schlechte Gesundheitszustand seines in Regensburg lebenden älteren Bruders Georg Ratzinger (96).
Wie der Sprecher des Bistums Regensburg, Clemens Neck, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sagte, landete Benedikt am Vormittag mit einer Maschine aus Rom am Münchner Flughafen. Dort habe ihn der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer empfangen und sei mit ihm zusammen nach Regensburg gefahren, wo er im Priesterseminar wohne.
Reiner Privatbesuch ohne öffentliche Auftritte
Benedikt XVI. sei in Begleitung unter anderem seines Privatsekretärs, Erzbischof Georg Gänswein, eines Arztes und einer Pflegerin nach Regensburg geflogen, hieß es in Rom und Regensburg. Er habe seinen Bruder, den langjährigen Kapellmeister der Regensburger Domspatzen, am frühen Nachmittag bereits besucht und sei danach "strahlend" aus dem Haus gekommen.
Wie lange der frühere Papst bleiben werde, stehe nicht fest. Es handle sich um einen reinen privaten Besuch, der respektiert werden möge, so Neck. Es werde daher weder Fotos noch öffentliche Auftritte oder darüber hinausgehende Begegnungen geben. Benedikt XVI. habe die Entscheidung für die Reise kurzfristig getroffen, nachdem er sich zuvor mit Papst Franziskus beraten habe.
Möglicherweise sei es die letzte Gelegenheit, dass sich die Brüder sehen könnten. Bisher hatte Georg Ratzinger mehrmals pro Jahr seinen Bruder im Vatikan besucht. Benedikt XVI. war seit seinem Rücktritt 2013 nicht mehr in Deutschland. Als Papst hatte er seine Heimat dreimal besucht: 2005 zum Weltjugendtag in Köln, 2006 als triumphale Heimkehr nach Bayern und 2011 mit viel beachteten Reden vor dem Deutschen Bundestag und in Freiburg.
Grüße vom DBK-Vorsitzenden
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, richtete dem früheren Kirchenoberhaupt Grüße aus: "Mit großer Freude und Respekt heiße ich den emeritierten Papst Benedikt XVI. in Deutschland willkommen. Wir freuen uns, dass er, der unserer Bischofskonferenz einige Jahre angehört hat, in die Heimat gekommen ist, wenngleich der Anlass ein trauriger ist", erklärte der Limburger Bischof. Er wünschte dem früheren Papst "einen guten Aufenthalt in Deutschland und die notwendige Ruhe, um sich privat um den Bruder zu kümmern. Meine Gebete werden den Aufenthalt des Papstes und die Wegstrecke seines Bruders Georg begleiten."