Auf dem Mönchsweg durch Norddeutschland

Radfernweg auf den Spuren der frühchristlichen Missionare

In Corona-Zeiten sind Radreisen eine gute Alternative zum Strandurlaub. Der von Bremen nach Fehmarn führende Mönchsweg bietet Bewegung, Ruhe und spannende historische Einblicke.

Autor/in:
Michael Althaus
Fahrradfahrer unterwegs / © Jens Büttner (dpa)
Fahrradfahrer unterwegs / © Jens Büttner ( dpa )

Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah? In Corona-Zeiten besinnt sich manch urlaubshungriger Deutscher auf das geflügelte Wort und verbringt die Ferien im Inland. Ein Tipp für alle, die Bewegung in der Natur in Kombination mit Ruhe und einer Portion Geschichtswissen suchen, ist der Mönchsweg in Norddeutschland.

Radfernweg durch den Norden

Der 530 Kilometer lange Radfernweg führt von Bremen auf naturnahen, beschilderten Wegen durch das nördliche Niedersachsen und Schleswig-Holstein bis nach Puttgarden auf Fehmarn. Dabei folgt er den Spuren der Mönche, die das Christentum im Mittelalter in den Norden brachten. Davon zeugen mehr als 100 Kirchen am Weg, deren Türme die flache, norddeutsche Landschaft prägen. Daneben gibt es Flussdeiche, Bibelgärten, historische Orgeln, alte Mühlen, Naturschutzgebiete und vieles mehr zu entdecken.

Seit Lockerung der Corona-Maßnahmen ist die Nachfrage nach der Pilgertour groß. "Das Interesse an Radreisen schnellt zurzeit in die Höhe", heißt es von dem in Kiel ansässigen Trägerverein des Mönchswegs.

Vom Bremer Sankt Petri Dom...

Startpunkt ist der Bremer Sankt Petri Dom, von wo im 9. Jahrhundert auch die Christianisierung der Germanen und Slawen im Norden ihren Ausgang nahm. Der Benediktinermönch Ansgar (801-865) machte Bremen zu seinem Bischofssitz, nachdem er zuvor von den Wikingern aus Hamburg vertrieben worden war. Von hier aus gründete der "Apostel des Nordens" zahlreiche Kirchen.

Der Mönchsweg verläuft bald durch ländliche Umgebung, etwa durch den Naturwald Braken bei Harsefeld, der schon um 1100 von den Benediktinermönchen geschützt und nachhaltig bewirtschaftet wurde. In Richtung Norden geht es durch das Alte Land, das größte zusammenhängende Obstanbaugebiet Nordeuropas. Von Wischhafen bringt eine Fähre die Radfahrer über die Elbe, der an dieser Stelle schon fast einem Meer gleicht, nach Schleswig-Holstein.

Glück erhoffte sich und seinem Volk Dänen-König Christian IV., als er im beginnenden 17. Jahrhundert Glückstadt am Ufer des Flusses gründete und so einen Gegenpol zu dem wirtschaftlich erstarkenden Hamburg erschaffen wollte. Doch eine Sandbank in der Elbe sorgte letztendlich dafür, dass Glückstadt schon im 18. Jahrhundert im Vergleich zu Hamburg ins Hintertreffen geriet und so zu einem verträumten Städtchen mit heute rund 11.000 Einwohnern wurde. Ob der spätbarocken Architektur und des einmaligen am Reißbrett geplanten Grundrisses lohnt ein Besuch.

...bis nach Puttgarden auf Fehmarn

Von Glückstadt schlängelt sich der Mönchsweg entlang des Flusses Stör über Itzehoe mit seinem Zisterzienser-Kloster und der Sankt-Laurentii-Kirche vorbei am Schloss Breitenburg durch den Kreis Steinburg. Von Bad Bramstedt führt die Route - vorbei am Wildpark Eekholt - bis nach Bad Segeberg.

Von hier aus bietet sich ein Abstecher zum idyllisch gelegenen Kloster Nütschau an, wo Gelegenheit besteht, echten Mönchen zu begegnen. Das frühere Herrenhaus wird von Benediktinermönchen bewohnt, die gerne Einblick in ihr von Arbeit und Gebet geprägtes Zusammenleben geben und Pilger beherbergen.

Auf den Spuren des Heiligen Vicelin (um 1090 - 1154) geht es vorbei an Vicelinkirchen in Bornhöved und Bosau. Die Tour führt durch die traumhaft schöne, von Seen und Wäldern geprägte Holsteinische Schweiz nach Oldenburg, das einst Bischofssitz des Slawenmissionars war. Über die Fehmarnsundbrücke erreicht der Pilger schließlich die Ostsee-Insel Fehmarn und dort in Puttgarden das Ziel seiner Fahrt.

Erinnerungen mit Radpilgerpass

Erinnerungen an ihre Stationen auf dem Mönchsweg können Reisende in einem Radpilgerpass festhalten, der kostenlos in allen Tourist-Informationen am Weg erhältlich ist. Informationen zu Sehenswürdigkeiten, Andachtsorten und Etappen gibt es auf www.moenchsweg.de und in einer kostenlosen Mönchsweg-App. Eine Gratis-Broschüre mit Unterkunftsverzeichnis wird auf Anfrage verschickt.

Wer nach der Reise auf dem deutschen Teil des Mönchswegs Lust auf Mehr hat, kann seinen Weg nach einer Überfahrt mit der Fähre nach Rodby auf dänischer Seite fortsetzen. Der "Munkevejen" führt auf weiteren 430 Kilometern bis nach Roskilde bei Kopenhagen, dessen gotischer Dom zum Unesco-Weltkulturerbe zählt.


Quelle:
KNA