DOMRADIO.DE: Bei Ihnen in der Markuskirche in Sülfeld steht ein Strandkorb, aber nicht nur der. Was findet man noch in Ihrer Kirche?
Pastor Steffen Paar (Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Sülfeld): Bei uns in der Kirche findet man auch ein stilisiertes Flugzeug, eine englische Ecke, einen Berg, einen Springbrunnen. Also insgesamt fünf Urlaubsorte.
DOMRADIO.DE: "Urlaub mit mir" heißt diese Aktion, zu der Sie einladen. Was ist das für ein Angebot?
Paar: Wir befinden uns in Sülfeld immer noch im Corona-Modus. Seit Mitte März finden keine sonntäglichen Gottesdienste statt. Wir haben ein tolles Kirchengebäude, das 800 Jahre alt ist. Das ist doch ein toller Raum als Open Space, wo Menschen hingehen können, um für ihren Glauben Anregungen zu erfahren. Die Installationen sollen den Menschen etwas an die Hand geben.
DOMRADIO.DE: Da können die Leute dann quasi in einem Flugzeug sitzen oder auch nach London reisen.
Paar: Ganz genau. Das Thema ist Sommerzeit und Sommerferien. Manche fahren aber nicht in Urlaub, weil das Geld nicht reicht oder wegen der Corona-Bestimmungen. Stattdessen können sie in die Kirche gehen und sich in den Strandkorb oder das Flugzeug setzen und Anregungen finden. Einfach mal durchatmen, den Raum und die Gedanken, die dann kommen, wirken lassen.
DOMRADIO.DE: Welche Anregungen finden die Menschen an den Stationen?
Paar: Wenn man im Strandkorb sitzt, geht der Blick über den Sand und das stilisierte Meer hin zu drei Fragen. Zum Beispiel: In welchem Leben hast du schon Spuren hinterlassen? Oder: Wer hat in deinem Leben Spuren hinterlassen? Oder: Denk mal an Gott, welche Spuren von ihm entdeckst du in deinem Leben? So kann man an jeder Station ins Nachdenken über das eigene Leben und die Beziehung zu Gott kommen.
DOMRADIO.DE: Nehmen die Menschen das Angebot wahr?
Paar: Ja, so, wie ich das sehe, gibt es vor allem am Wochenende, aber auch unter der Woche einen regen Zulauf. Jeden Abend sieht man 50 bis 60 Kerzen, die heruntergebrannt sind. Das heißt, so viele waren zuvor da, um sie anzuzünden. Auch die Eintragungen in das Gästebuch erzählen von Menschen aus Sülfeld und Umgebung, die spontan oder geplant vorbeikamen.
Meine Wahrnehmung ist, dass es einfach sehr gut angenommen wird. Es geht mir gar nicht um die Anzahl, sondern ich bin beschenkt, wenn ich erlebe, wie Menschen sich anregen lassen und vielleicht mit einer weiteren Frage, die sie gefunden haben, oder einem Eindruck wieder nach Hause gehen.
DOMRADIO.DE: Was glauben Sie, kann die Kirche oder kleine Gemeinden für die Menschen in der Corona-Zeit tun, die zu Hause bleiben?
Paar: Das ist eine gute Frage. Die Arbeit von Kirche ist ja Netzwerkarbeit. Der Aspekt der Gemeinschaft ist momentan noch schwierig. Ich denke, es läuft eben über Leute, ob jetzt hauptamtlich oder engagierte Christenmenschen, die bewusst miteinander in Kontakt treten, telefonisch oder über Social Media, um ein Stückweit zu zeigen: Du bist nicht vergessen, du bleibst Teil des Ganzen. Mit offenen Gebäuden, so weit es geht. Ich glaube, dann ist die Kirche schon mal ein ganz gutes Stück Wegbegleiter.
Das Interview führte Michelle Olion.