Einbruch in Krefelder Kirche Johann-Baptist

"Ein Angriff auf das Allerheiligste“

Nicht das goldene Altarkreuz oder die Kunstschätze wurden entwendet, als in der Nacht auf vergangenen Freitag in die Kirche St. Johann-Baptist in Krefeld eingebrochen wurde, sondern wohl explizit sakrale Gegenstände. Ein gezielter Akt?

Autor/in:
Renardo Schlegelmilch
Die gestohlene Tabernakel-Türe / © Jan Lange (privat)
Die gestohlene Tabernakel-Türe / © Jan Lange ( privat )

“Einen Angriff auf das Allerheiligste“ stellt die Tat für Jan Lange, den Vorsitzenden des Gemeindeausschusses, der noch am späten Abend vor dem Einbruch an der Kirche gewesen war, dar.

Als der Pfarrer der Gemeinde, Joachim Schwarzmüller, am vergangenen Freitagmorgen die Kirche aufschließen wollte, musste er feststellen, dass die Tür des Gotteshauses aufgebrochen war. Dabei blieb es aber nicht. “Er wollte die Monstranz aussetzen mit dem Allerheiligsten, hat dann aber beim Gang zum Tabernakel festgestellt, dass die Tabernakel-Türe fehlt. Das war natürlich ein großer Schock“, erzählt Lange.

Die Einbrecher hatten nicht nur die goldene Tabernakel-Türe entfernt, sondern auch den Tabor, also den verzierten Monstranz-Ständer. Der Opferstock wurde auch aufgebrochen. Aus unerfindlichen Gründen fehlt allerdings auch ein Feuerlöscher. Die Monstranz mit den Hostien blieb allerdings in der Kirche. Vermutlich weil sie noch mal extra weggeschlossen war.

Es ging wohl nicht ums Geld

Den ersten Gedanken, dass es den Dieben um den Materialwert des Edelmetalls ging, weist Lange zurück. Viel wertvollere Gegenstände wurden nämlich nicht angerührt. “Das war so gezielt. Es steht noch ein Altarkreuz, was auch zumindest aus Gold ist. Das hätte man ja ganz einfach in den Rucksack stecken können. Viel einfacher, als eine Tabernakel-Türe herauszureißen.“

Zumal die Tür zum Tabernakel vermutlich nur vergoldet ist, also keinen allzu großen Geldwert hat. Ein Angriff auf das Allerheiligste wäre für die Kirche allerdings leider nichts Neues. Schon 2012 wurde in die Kirche eingebrochen. Damals wurde erfolgreich die Monstranz gestohlen, die dann später in einem Müllcontainer wieder aufgetaucht ist. Ein Indiz dafür, dass auch der aktuelle Angriff nicht nur auf den Materialwert abgezielt hat, so Lange. “Die Gemeinde vermutet, dass es wirklich gezielter Kirchenvandalismus ist.“

Das Einschmelzen lohne sich nicht, genau so schwierig sei es, sakrale Kunstgegenstände weiter zu verkaufen, da die doch einen relativ hohen Wiedererkennungswert hätten. Deshalb appelliert Lange an das Gewissen der Einbrecher: “Wenn die Einbrecher die Tabernakel-Türe zurückbringen, sind wir durchaus bereit, die Anzeige fallen zu lassen, egal ob die Türe anonym oder öffentlich zurückgebracht wird.“


Mit Gewalt wurde die Tabernakeltüre herausgebrochen / © Jan Lange (privat)
Mit Gewalt wurde die Tabernakeltüre herausgebrochen / © Jan Lange ( privat )

Auch der Tabor, der die Monstranz trägt, wurde gestohlen / © Jan Lange (privat)
Auch der Tabor, der die Monstranz trägt, wurde gestohlen / © Jan Lange ( privat )
Quelle:
DR