DOMRADIO.DE-Sommeraktion: Meine Heimatkirche

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DOMRADIO.DE-Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen besucht St. Joseph in Oelde. Dort trifft er Dr. Sebastian Menke in seiner Heimatkirche. Der erklärt, was die Kirche gut macht – und was sie noch lernen könnte.

 (DR)

DOMRADIO.DE: Ist die Kirche St. Joseph in Oelde hier Ihre Heimatkirche?

Dr. Sebastian Menke (Manager): Ja, das ist meine Heimatkirche. Ich bin zwar in Lette geboren, aber vor acht Jahren sind wir hier nach Oelde gezogen – und die Kirche ist so ungefähr 400 Meter von unserem Zuhause entfernt.

DOMRADIO.DE: Was bedeutet das denn – Heimat in dieser Kirche für Sie?

Menke: Heimatkirche – so richtig Heimat ist sie eigentlich geworden nach 2017, denn 2017 hatte meine Frau einen Schlaganfall. Da bin ich immer mit unseren beiden kleinen Kindern hier zur Kirche gefahren und habe bei der Madonna zwei Kerzen angezündet für meine Frau. Und das hat uns dann ganz schön verbunden.

DOMRADIO.DE: Wenn Sie Kirche nicht nur als Gebäude sehen, sondern Kirche als Volk Gottes, was unterwegs ist. Wo sind Sie da? Wo reihen Sie sich da ein?

Menke: Ach, das ist eine schwierige Frage. Ja, wo reihe ich mich da ein? Jeder hat ja ein religiöses Bedürfnis. Das ist vielleicht auch unterschiedlich. Ich versuche da, so meinen Platz zu finden in der Kirche. Jeder hat ja unterschiedliche Fragen, und jeder hat natürlich auch immer einen kleinen religiösen Touch.

Man glaubt das ja gar nicht, aber auch wenn man austritt, hat man ja immer noch religiöse Fragen, glaube ich. Und da versucht man auch, Antworten zu geben, auch als Teil der Kirche.

DOMRADIO.DE: Gehört der regelmäßige Besuch des Gottesdienstes für Sie dazu?

Menke: Der gehört schon dazu. Regelmäßig ist ja ein Schlagwort, regelmäßig kann ja auch einmal im Monat sein. Das versuchen wir schon hinzubekommen mit den Kindern. Das ist ja eigentlich auch ganz spannend, auch mal in der Pfarrei St. Johannes hier auch in unterschiedlichen Gemeinden dann den Gottesdienst zu besuchen.

DOMRADIO.DE: Sie haben jetzt Ihre Kinder angesprochen. Was versuchen Sie denen mitzugeben?

Menke: Ich versuche denen mitzugeben, dass die Kirche auch ein bisschen Hoffnung geben kann auf die Fragen, die man hat. Und dass sie auch Halt geben kann, und eine Art Vertrauen binden kann.

DOMRADIO.DE: Wenn Sie so auf die Kirche gucken: Im Laufe Ihres Lebens, hat sich einiges verändert. Wo ist Kirche gut unterwegs und wo muss Kirche besser werden?

Menke: Das steht auf jeden Fall fest. Das Leben der Menschen hat sich in den letzten 20 Jahren massiv verändert. Wenn man etwa überlegt, dass wir heutzutage mehrere Stunden mit dem Handy verbringen. Irgendwie versucht die Kirche da Antworten darauf zu finden – findet sie aber eigentlich gar nicht so richtig.

Da so passgenaue Antworten zu finden, da könnte sie meiner Meinung nach noch viel besser werden. Also nicht immer den kleinsten gemeinsamen Nenner suchen, sondern vielleicht für die einzelnen Altersgruppen, für die einzelnen Herausforderungen, die die Menschen haben, einfach unterschiedliche Lösungsansätze anbieten. Das wäre so mein Wunsch.

DOMRADIO.DE: Machen wir das mal konkret. Gibt es vielleicht ein konkretes Beispiel, wo Sie sagen: Das gefällt mir gar nicht bei unserem Laden?

Menke: Was mir gar nicht gefällt, ist der Umgang mit dem Missbrauchsskandal oder auch, wie die Kirche zu Frauen in der Kirche steht. Ich glaube, da könnten wir oder auch die Kirche viel besser werden.

Was mir aber auf jeden Fall sehr gut gefällt, ist, wenn man manchmal nach draußen geht hier, sieht man, dass sich die Umgebung komplett verändert. Wir haben hier Demenzwohngemeinschaften, Wibbelt-Carree nennt sich das, aber auch einen Kindergarten, der neu entsteht – Alt und Jung rund um die Kirche. Da ist plötzlich die Kirche wieder mitten in der Mitte.

DOMRADIO.DE: Mitten in der Mitte – das ist ein gutes Stichwort. Kirche möchte mitten im Leben sein. Was haben Sie für Wünsche für die Kirche?

Menke: Ich wünsche mir, dass die Kirche weiterhin auch Nachwuchs an sich binden kann, dass man die jungen Leute motiviert, auch weiterhin in der Kirche aktiv zu sein. Die Kirche soll den religiösen Glauben und auch das Vertrauen in die Welt weitergeben – auch an diejenigen vielleicht weitergeben, die vielleicht schon den Glauben verloren haben an die Kirche. Den Glauben an sich haben die, glaube ich, noch nicht verloren.

DOMRADIO.DE: Sie sind ja technischer Leiter, Manager eines großen nicht-kommerziellen Betriebes. Hat die Kirche die nötigen Managementerfahrungen? Was muss Kirche da noch lernen?

Menke: Ein Leiter einer Pfarrei hat ja Theologie studiert. Und eine Pfarrei zu managen mit, ich sage jetzt mal hier in Oelde, 30, 40 Gebäuden und hundert Mitarbeitern. Das lernt man, glaube ich, nicht im Theologiestudium. Vielleicht kann man da Unterstützungsprozesse anfordern, sich da unterstützen lassen und einfach auch Unterstützung zulassen.

DOMRADIO.DE: Abschließende Frage an Sie ganz persönlich: Was wünschen Sie sich noch so von Ihrem Leben?

Menke: Ich wünsche mir, dass wir weiterhin gesund bleiben. Wir haben in der Familie schon einen Schicksalsschlag hinter uns. Gott sei Dank ist meine Frau wieder gesund – und hat nur eine leichte Behinderung davongetragen. Aber das wünsche ich mir für uns alle, dass wir einfach gut und gesund weiterleben dürfen.

Das Interview führte Ingo Brüggenjürgen.


Quelle:
DR
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