DOMRADIO.DE: Was genau verbinden Sie mit Ihrer Heimatkirche?
Guido Cantz (TV-Moderator und Comedian): Ganz viel: Da bin ich getauft worden, zur Kommunion gegangen, wurde dort gefirmt, habe da geheiratet. Dann ist in der gleichen Kirche unser Sohn getauft worden, ist dort zur Kommunion gegangen und jetzt Messdiener, wie mein Bruder und ich damals auch. Diese Kirche hat mein ganzes Leben bis jetzt begleitet, es sind bald 49 Jahre. Das ist so ein Ort der Ruhe. Ich bin jemand, der sehr viel unterwegs ist. Wenn ich mal ein paar Minuten für mich brauche, dann setze ich mich auch ganz gerne mal in die Kirche und bin für mich.
DOMRADIO.DE: Das heißt, Sie verbringen in Ihrer Heimatkirche heute tatsächlich auch noch regelmäßig Zeit?
Cantz: Ja, nicht nur, dass wir regelmäßig die Messe besuchen. Meine Frau hat Kommunionunterricht gegeben, wir sind ja in der Gemeinde auch sehr aktiv. Ja, das ist ein Ort, der auf jeden Fall zu unserem Leben dazugehört.
DOMRADIO.DE: Jetzt muss man sagen: Im Kölner Stadtteil Porz verändert sich das katholische Leben, so wie in ganz vielen Veedeln. Da ist auch ein ganz großer Seelsorgebereich entstanden. Die Porzer Rheinkirchen sind zusammengelegt worden mit anderen. Es gibt tatsächlich nur noch einen leitenden Pfarrer für ganze zwölf Kirchengebäude. Wie erleben Sie diese Veränderungen bei sich zu Hause?
Cantz: Das ist natürlich äußerst schwierig. Ich habe das selber erlebt bei der Kommunion unseres Sohnes letztes Jahr, dass unser Pastor Johannes Mahlberg, den ich sehr schätze, gar keine Zeit hatte, ein Fototermin zu machen mit den Kindern, weil er dann in die andere Kirche musste, um da dann die Kommunion zu zelebrieren, und das erst am nächsten Tag nachholen konnte. Und ich hatte scherzhaft zu ihm gesagt: Das ist fast schlimmer, als bei mir im Karneval, Du rennst ja von Auftritt zu Auftritt. Das ist natürlich ein bisschen übertrieben, aber ich glaube, das setzt die Seelsorger schon ganz schön unter Termindruck. Das ist auch sehr schade für die Gemeinden.
DOMRADIO.DE: Sprechen wir mal über Ihre Karnevalsauftritte. Bei denen geht es nämlich relativ häufig auch um die katholische Kirche. Die eignet sich ja auch ganz gut, um drüber ein bisschen Scherze zu machen. Aber ich habe irgendwie immer das Gefühl, tatsächlich nur bis zu einem gewissen Grad. Sie gehen über gewisse Grenzen nicht hinaus, weil Sie emotional stark dran hängen, oder was ist da der Grund?
Cantz: Man kann natürlich Kirche auch kritisieren. Ich sage mal, wenn man Vereinsmitglied ist, kann man auch ruhig mal den Vereinsvorstand kritisieren. Mit der Kirche kann man sich kritisch mit auseinandersetzen und auch Witze darüber machen. Ich finde, das gehört auch dazu, genau wie das Osterlachen zur katholischen Kirche dazugehört. Aber da ist eine Sache, die für mich wichtig ist. Wir beten auch jeden Abend mit unserem Sohn. Ich finde, man darf die Kirche nicht bösartig kritisieren, sondern immer noch mit einem Lächeln. Das ist mir persönlich wichtig.
DOMRADIO.DE: Wenn Sie sich mit einem Lächeln was wünschen dürften für die katholische Kirche? Was wäre das?
Cantz: Ich würde mir wünschen, dass das Ganze doch ein bisschen jünger wird. Ich würde mir auch wünschen, dass deutlich mehr Frauen in leitenden Positionen was zu sagen haben und von mir aus auch sehr gerne Pastor werden dürften, weil ich glaube, dass Frauen eine sehr gute Herangehensweise an Familien haben und auch an junge Familien. Das ist ja so der Nachwuchs, der in den Kirchen ein bisschen fehlt.
Das Gespräch führte Verena Tröster.