Vor dem Hintergrund der Corona-Krise hat sich Papst Franziskus besorgt über wachsenden Egoismus geäußert. Die Pandemie habe "soziale Krankheiten" ans Licht gebracht, sagte er in seiner wöchentlichen Videoansprache am Mittwoch. Konkret beklagte er eine Sicht auf Menschen, die deren Würde missachte und sie als Objekt betrachte.
Nachdrücklich kritisierte der Papst eine Durchsetzung persönlicher oder kollektiver Eigeninteressen auf Kosten anderer. Die Würde jeder Person sei unabhängig von Rasse, Sprache oder Umständen unverlierbar, betonte er. Dabei gehe es nicht nur um individuelle Rechte, sondern auch jene von Gruppen, Völkern und Nationen. Christen dürften gegenüber Menschenrechtsverletzungen nicht untätig bleiben.
Nähe der kirchlichen Lehre zur Erklärung der Menschenrechte
Franziskus verwies auf die Nähe der katholischen Lehre über Menschenrechte nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) zur Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen. Christen mahnte er zu einem "aufmerksamen Blick besonders für diejenigen, die leiden". Die Gläubigen sollten ihre Verantwortung erkennen und sich kreativ für die Menschheit und die Schöpfung einsetzen. Es gelte wiederzuentdecken, was es heiße, eine Menschheitsfamilie zu sein.
Die Pandemie habe gezeigt, wie verwundbar alle seien und wie sehr sie einander bedürften. "Wenn wir uns nicht umeinander kümmern und dabei das Wohl der gesamten Schöpfung im Blick behalten, gibt es keine wirkliche Heilung", unterstrich der Papst. Man müsse "dankbar sein für das Engagement so vieler Menschen, die in diesen Monaten menschliche und christliche Nächstenliebe zeigen".