Berliner Bischöfe verurteilen provozierte Unfallserie auf Autobahn

Religion rechtfertigt keinen Terror

Auf der Berliner Stadtautobahn ereignen sich am Dienstagabend mehrere Unfälle. Polizei und Staatsanwaltschaft sehen einen Zusammenhang und schließen einen islamistischen Anschlag nicht aus. Die Berliner Bischöfe verurteilen die Tat.

Polizeiabsperrband / © Marc Tirl (dpa)
Polizeiabsperrband / © Marc Tirl ( dpa )

Nach mehreren Unfällen auf der Berliner Stadtautobahn am Dienstagabend schließen Polizei und Staatsanwaltschaft ein islamistisch motiviertes Tatgeschehen nicht aus. "Die Abläufe lassen sich mit einem zufälligen Unfallgeschehen nicht in Einklang bringen", hieß es am Mittwoch in einer gemeinsamen Erklärung von Polizei und Staatsanwaltschaft Berlin.

Vielmehr handele es sich offenbar um gezielte Angriffe vor allem auf Motorradfahrer, die zum Teil schwer verletzt wurden. Auch gebe es Hinweise auf eine psychische Labilität des Unfallverursachers.

Bei dem mutmaßlichen Täter soll es sich um einen 30 Jahre alten Mann handeln, der laut Medienberichten aus dem Irak stammt. Er sollte noch am Mittwoch einem Haftrichter wegen versuchten Mordes vorgeführt werden.

Berliner Bischöfe verurteilen Tat

Nach dem möglicherweise islamistisch motivierten Zwischenfall mit mehreren Verletzten auf der Berliner Stadtautobahn haben der katholische Erzbischof Heiner Koch und der evangelische Bischof Christian Stäblein den Opfern und ihren Angehörigen ihr Mitgefühl bekundet. Zugleich verurteilten sie am Mittwoch in einer Presseerklärung "jegliche Versuche, die Religion für die Begründung von Terror und Gewalt zu missbrauchen".

Bei der Unfallserie am Dienstagabend gegen 19 Uhr waren zwischen Wilmersdorf und Tempelhof insgesamt sechs Menschen verletzt worden, drei davon schwer. Den Angaben zufolge führte der Mann gezielt mehrere Kollisionen mit anderen Fahrzeugen herbei, die als "vorsätzliche Angriffe auf andere Verkehrsteilnehmer zu werten" seien. Unter anderem sollen mehrere Motorradfahrer umgefahren worden sein.

Der mutmaßliche Angreifer kam nach einer weiteren Kollision schließlich mit seinem Fahrzeug auf der Autobahn zum Stehen. Den Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft zufolge verließ er den Opel und stellte eine alte Munitionskiste auf dem Autodach ab. Es sei der Eindruck entstanden, dass es sich bei dieser Kiste um einen gefährlichen Gegenstand handeln könnte.

Polizisten gelang schließlich die Festnahme des 30-Jährigen. Bei der Untersuchung der Kiste durch Spezialisten vom Landeskriminalamt stellte sich der Inhalt als ungefährlich heraus. Die Stadtautobahn musste infolge der Ereignisse gesperrt werden, es kam zu Staus. Insassen von Fahrzeugen waren wegen der Gefahrenlage vorsorglich in Sicherheit gebracht worden.

Staatsschutz ermittelt

Inzwischen ermittelt der Polizeiliche Staatsschutz beim Landeskriminalamt. Äußerungen des Beschuldigten bei anschließenden Befragungen legten eine religiös-islamistische Motivation nahe, erklärten Polizei und Staatsanwaltschaft. Zusätzlich gebe es Hinweise auf eine psychische Labilität des mutmaßlichen Täters. Anhaltspunkte für die Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung seien allerdings zunächst nicht gefunden worden.

Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD) zeigte sich bestürzt. Unbeteiligte seien "aus dem Nichts heraus Opfer einer Straftat geworden". Den drei Schwerverletzten wünschte Geisel rasche Genesung.

Einer von ihnen sei Angehöriger der Berliner Feuerwehr, er war laut Geisel auf dem Heimweg. Die Ereignisse zeigten sehr schmerzhaft, "wie verletzlich unsere freie Gesellschaft ist", sagte Geisel. Berlin stehe weiterhin im Fokus des islamistischen Terrorismus.


Heiner Koch, Erzbischof von Berlin / © Harald Oppitz (KNA)
Heiner Koch, Erzbischof von Berlin / © Harald Oppitz ( KNA )

Gottesdienst zum Auftakt des Oekumenischen Kirchentags 2021 / © Christian Ditsch (epd)
Gottesdienst zum Auftakt des Oekumenischen Kirchentags 2021 / © Christian Ditsch ( epd )
Quelle:
KNA , epd