Oberammergauer Passionsspiele auf 2022 verschoben

"Die Stimmung ist gedämpft"

Alle zehn Jahre wird das Passionstheater vom Leiden, Sterben und Auferstehen Jesu Christi aufgeführt. Wegen der Corona-Pandemie musste es auf 2022 verschoben werden. Eine kleine Tragödie für Oberammergau. Aber es gibt auch Lichtblicke.

Keine Passionsspiele 2020: Ein Werbeplakat wird abgehängt / © Angelika Warmuth (dpa)
Keine Passionsspiele 2020: Ein Werbeplakat wird abgehängt / © Angelika Warmuth ( dpa )

DOMRADIO.DE: Die Proben wurden abgebrochen. Dieses Jahr wird nicht gespielt. Wie geht es den Oberammergauern damit?

Christian Behrens (Reporter DOMRADIO.DE): Die Stimmung ist gedämpft. Der Bürgermeister hat mir am Wochenende gesagt, dass die Oberammergauer mittlerweile in einer Phase sind, in der sie die Verschiebung der Passionsspiele einfach mal innerlich abgehakt haben und jetzt nach vorne, zu den Passionsspielen 2022, blicken.

Klar ist aber, dass dieses Jahr nicht 500.000 Passionsbesucher ins Dorf kommen, und der sonst übliche Tourismusbetrieb ist mehr oder weniger zusammengebrochen. Finanziell sind doch dunkle Wolken über Oberammergau. Die Hotels, Gastronomie und Geschäfte machen kaum Umsatz und das heißt natürlich: Es fehlen reichlich Gewerbesteuern in der Gemeindekasse.

DOMRADIO.DE: Warum sind die Passionsspiele erst wieder 2022 zu sehen und nicht im kommenden Jahr?

Behrens: Erstens wollte man einen größeren zeitlichen Puffer bei der Verschiebung der Passionsspiele als 2021 einbauen. Wie wir gerade in diesen Tag erkennen können, war das sicherlich eine kluge Idee. Eine Passion im nächsten Jahr scheint im Lichte der Situation jetzt eher unwahrscheinlich.

Zweitens, durch die Verschiebung mussten ja 400.000 Karten rückabgewickelt werden. Das braucht halt seine Zeit. Hätte man die Passion fürs nächste Jahr geplant, wäre die Rückabwicklung der Karten und der Vorverkauf für das nächste Jahr zeitlich zusammengefallen, und das hätte sicherlich Probleme gegeben.

Zu guter Letzt: Hätte man die Passionsspiele auf das nächste Jahr verschoben, hätte man schon in diesem Jahr mit den Proben beginnen müssen. Das heißt, mit 1.000 Mitwirkenden auf der Bühne und ich glaube das wäre, nach Lage der Dinge, im kommenden Jahr noch nicht möglich gewesen. Die Verschiebung um zwei Jahre war sicher eine kluge Entscheidung.

DOMRADIO.DE: Viele Mitwirkende haben unbezahlten Urlaub genommen. Jetzt haben sie weder die Gage noch ein anderes Gehalt. Wie geht es ihnen denn?

Behrens: In der Tat, viele Mitwirkende haben unbezahlten Urlaub genommen. Ich glaube, manch ein Arbeitgeber war in der Corona.Krise vielleicht sogar froh, dass der Arbeitnehmer beschäftigt war und unbezahlten Urlaub genommen hatte und er ihn nicht beschäftigen und bezahlen musste.

Aber ich habe erfahren, dass nach anfänglicher Ungewissheit die allermeisten wieder in der Beschäftigung ihrer Betriebe angekommen sind. Ich habe sogar erfahren, dass manche Oberammergauer von der Verschiebung der Passion sogar profitieren, weil das Mitwirkungsrecht in Oberammergau vorsieht, dass nur derjenige mitwirken darf, der in Oberammergau geboren ist oder seit 20 Jahren dort lebt. Nun gibt es einige, die 2020 noch keine 20 Jahre in Oberammergau gelebt haben aber 2022 dieses Kriterium erfüllen und somit mitspielberechtigt für die Passionsspiele sind.

DOMRADIO.DE: Was ist der Zeitplan bis 2022?

Behrens: In dem Theater selber passiert jetzt erstmal nichts. Die Werkstätten sind geschlossen, die Kostüme, die Bühnendeko, die Theatertechnik sind da staubsicher eingelagert. Was aber im Hintergrund jetzt passiert, ist die Rückabwicklung der Karten.

Übrigens ist ganz interessant: Etwa ein Drittel der Ticketinhaber wollen ihr Geld gar nicht zurück, stattdessen wollen sie Tickets für 2022 haben, sie wollen also die Tickets umgeschrieben haben. Aber klar: Es wird der Vorverkauf für die kommende Saison geplant und angestoßen – der beginnt im Oktober. Der Vorverkauf für die Jugendtage beginnt am Aschermittwoch 2021. Die meisten Fans sind wohl wieder dabei. Der angekündigte Vorverkauf hat schon viel Resonanz gefunden. Die Passionsfans haben schon Vertrauen, dass die Passion 2022 wirklich stattfinden wird.

DOMRADIO.DE: Welche Veranstaltungen sind abgesehen von den Passionsspielen jetzt noch in Oberammergau möglich?

Behrens: Nächstes Jahr soll es einen Theatersommer in Oberammergau geben. Den gab es in den vergangenen Jahren auch schon. Wie viele Stücke mit wie vielen Zuschauern 2021 aufgeführt werden, ist aber gerade jetzt, in der zweiten Corona-Welle kaum absehbar. Die ersten Vorbereitungen und Planungen laufen.

Es gibt für jede Woche eine Art Jour Fixe mit der Stadt und der Gemeindespitze und der Passionsspitze, da wird dann immer genau betrachtet: Wie ist die aktuelle Lage gerade? Wie sieht es aus mit Vorschriften und Einschränkungen der Landesregierung? Und da versucht man ein bisschen die kommenden Planungen abzustimmen. Aber wenn ich das so höre, muss ich immer an den Lieblingsspruch von Spielleiter Christian Stückl denken: "Über was lacht Gott? Über Pläne".


Spielleiter Christian Stückl  / © Angelika Warmuth (dpa)
Spielleiter Christian Stückl / © Angelika Warmuth ( dpa )
Quelle:
DR