"Wenn die Hagia Sophia wieder einen Ort des Gebetes abgibt, müsste sie als christliche Kirche dienen. Sie wurde als Kirche errichtet und nicht als Moschee gebaut", so Bartholomaios I. gegenüber dem österreichischen Magazin "Kirche In" (Septemberausgabe).
Bisher hatte der Patriarch die Umwandlung der einstigen byzantinischen Reichskirche von einem Museum in eine Moschee eher zurückhaltend kommentiert. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte die Umwidmung des weltberühmten Bauwerks in Istanbul bei einem Freitagsgebet am 24. Juli persönlich vollzogen.
"Das Heiligste, was wir als Griechisch-Orthodoxe besitzen"
Die Hagia Sophia "ist das Heiligste, was wir als Griechisch-Orthodoxe besitzen", erklärte Bartholomaios I. in dem Interview. Bis zuletzt habe er sich dafür eingesetzt, ihren Status als Museum zu erhalten, und nicht geglaubt, dass die türkische Führung die Umwandlung tatsächlich umsetzen würde.
"Jetzt werden wir uns den vollendeten Tatsachen widersetzen, nicht nur wir Orthodoxe. Die gesamte Christenheit wird reagieren, unabhängig von den Konfessionen. Ob Katholiken, Protestanten oder Orthodoxe, alle werden wie ein Leib Widerstand leisten", zitiert "Kirche In" den Patriarchen.
Besorgt über türkische Religionspolitik
Auch über die türkische Religionspolitik im Allgemeinen zeigte sich Bartholomaios I. besorgt. Schon 2016 habe er in einer Eingabe an die Religionsbehörde in Ankara dagegen protestiert, dass bereits damals mehrere Kirchenmuseen zu Moscheen umgewandelt wurden, die alle den Namen Hagia Sophia trugen. Das könne kein Zufall sein. Als Beispiele nannte er die historischen Kirchen im thrakischen Bizye (Vize), in Nicäa (Iznik) und Trapezunt (Trabzon).
Die Hagia Sophia war fast 1.000 Jahre lang die größte Kirche des Christentums. 1453 machten die osmanischen Eroberer daraus eine Moschee. Der Gründer der türkischen Republik, Mustafa Kemal Atatürk, erklärte das Bauwerk 1934 zum Museum. Ihre erneute Umwandlung in eine Moschee durch die Regierung Erdogan löste international scharfe Proteste aus, insbesondere von den orthodoxen Kirchen, aber auch vonseiten Russlands, der USA und der EU.