Papst und Slow-Food-Gründer über ganzheitliche Ökologie

"Menschen sind die ersten, die Teil der Ökologie sind"

In Gesprächen mit Carlo Petrini, dem Begründer der Slow-Food-Bewegung, hat Papst Franziskus einige Anliegen und Entwicklungen seines Denkens formuliert. An diesem Mittwoch erscheint zu diesen Dialogen das Buch "Terrafutura".

Papst Franziskus holt die Sonne hervor - in einem Wandgemälde des Graffitikünstlers Maupal / © Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus holt die Sonne hervor - in einem Wandgemälde des Graffitikünstlers Maupal / © Romano Siciliani ( KNA )

Das Buch fasst drei Begegnungen der Beiden zwischen Mai 2018 und Juli 2020 zusammen. Dabei schildert Franziskus unter anderem seine eigene ökologische Bekehrung, sein Anliegen für die Amazonas-Synode und deutet mögliche Aussagen der neuen Enzyklika über eine Post-Covid-Welt an.

An die Ränder der Welt schauen

Damit die Menschheit aus der Pandemie besser herauskomme, müsse man an die Ränder der Welt schauen, "dorthin, wo die Zukunft spielt", so der Papst. Für ihn braucht es jetzt "eine Politik, die Nein sagt zu einer wilden Marktwirtschaft, Nein zu einer Mystifizierung der Finanzen". Nötig sei eine "neue Art, die Wirtschaft zu verstehen". Angesichts der katastrophalen Folgen der Pandemie erhält nach Aussage von Petrini auch die vor fünf Jahren erschienene Umweltenzyklika "Laudato si" noch größere Bedeutung.

Papst Franziskus / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Dazu erzählt Franziskus, wie er diesbezüglich habe dazulernen müssen. Die Bedeutung der Ökologie und ihr enger Zusammenhang mit sozialer Gerechtigkeit seien ihm erst durch andere Teilnehmer der lateinamerikanischen Bischofsversammlung 2007 in Aparecida bewusst geworden. Diese hätten darauf gedrängt, in das Abschlussdokument die Probleme Amazoniens aufzunehmen.

"Die großen Themen unserer Zeit"

Zudem sei er später sehr überrascht gewesen über das starke Interesse und die weit verbreitete Resonanz auf sein Lehrschreiben "Laudato si" von 2015. Diese sei allerdings "keine grüne Enzyklika, kein Umwelt-Dokument, sondern vor allem eine Sozialenzyklika". "Wir Menschen sind die ersten, die Teil der Ökologie sind", so Franziskus.

Die Amazonas-Synode vor knapp einem Jahr, zu der Franziskus unter anderem Petrini als Gasthörer eingeladen hatte, sollte vor allem "eine aufrüttelnde Wirkung" haben. Es sei nötig gewesen, "fruchtbare und nützliche Diskussionen zu entfachen", "Energien und Ideen in Umlauf zu bringen". Keinesfalls habe er das Bischofstreffen deswegen einberufen, "um Priestern in Amazonien zu erlauben zu heiraten". Vielmehr sollten Bischöfe und internationale Experten mit Vertretern des Amazonasgebietes "die großen Themen unserer Zeit" diskutieren: "Umwelt, Biodiversität, Inkulturation, soziale Beziehungen, Migration, Gleichheit und Gleichberechtigung".

Enzyklika "Laudato si"

Klimawandel, Artenvielfalt, Trinkwasser: Diese Themen bestimmen die Umweltenzyklika von Papst Franziskus. Er wendet sich damit an "alle Menschen guten Willens" - und erklärt, warum eine ökologische Umkehr auch soziale Gerechtigkeit bedeutet. Papst Franziskus hat die reichen Industrienationen zu einer grundlegenden "ökologischen Umkehr" aufgefordert, um globale Umweltzerstörung und Klimawandel zu stoppen.

Deutsche Ausgabe der Enzyklika "Laudato si" / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Deutsche Ausgabe der Enzyklika "Laudato si" / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA