"Wer reich ist, wer viel hat, der kann auch viel verlieren. Die Angst vor dem Verlust kann so stark werden, dass man am Ende den Herrn verleugnet", sagte der Erzbischof am Mittwochmorgen im Gottesdienst bei der Herbstvollversammlung der Bischöfe in Fulda. Reichtum sei sicherlich relativ. "Reichtum wird vielleicht sogar erst dann wirklich zu Reichtum, wenn wir vergessen, dass es sich bei allem um ein Geschenk Gottes handelt", sagte er laut vorab veröffentlichtem Predigtmanuskript.
Woelki betonte zugleich, dass jemand, der wirklich Hunger habe, diesen primär stillen wolle. "Er wird - vor lauter Hunger - nicht wirklich dafür offen sein, das Wort Gottes zu hören oder es zu verkünden", sagte er. Deswegen gehöre zur Verkündigung des Wortes immer auch das karitative Handeln - "Hungernde speisen, Kranke heilen".
"Ein Wagnis, das Evangelium zu verkünden"
Der Kardinal unterstrich weiter: "Es braucht unser Vertrauen in Gott, dass Er für uns und unser Dasein sorgt - unabhängig davon, ob wir mit Vorratstasche und Geld reisen oder nicht." Woelki selber ziehe zwar ohne Vorratstasche in der Welt umher und verkünde das Evangelium - "in kleinen Dörfern wie Düsseldorf und in großen Städten wie Bonn, Unkel oder Wipperfürth, manchmal auch in Frankfurt und in Rom", so der Kölner Erzbischof. "Aber ohne Geld und zweites Hemd bin auch ich nicht hierher nach Fulda gekommen."
Woelki ergänzte: "Genauso braucht es unser Vertrauen in Gott, dass wir seinem Wort nichts hinzufügen. Denn auch heute werden wir nicht überall freudig aufgenommen, wenn wir das Wort Gottes verkünden." Es sei allerdings "ein Wagnis, das Evangelium zu verkünden," das sich lohne einzugehen.