Papst fordert soziale Mitbestimmung bei Corona-Hilfen

Sonst "wird das nicht funktionieren"

Papst Franziskus hat staatliche Hilfen in der Corona-Krise und eine Mitbestimmung der betreffenden Gruppen gefordert. Derzeit höre man zu wenig auf die Schwachen. Allein von oben nach unten gerichtete Maßnahmen seien nicht der richtige Weg.

Papst Franziskus / © Vatican Media/Romanos Siciliani (KNA)
Papst Franziskus / © Vatican Media/Romanos Siciliani ( KNA )

Das sagte er bei seiner Generalaudienz am Mittwoch im Vatikan. Jeder müsse die Möglichkeit haben, seine Verantwortung wahrzunehmen. Entweder gebe es eine Zusammenarbeit aller, "oder es wird nicht funktionieren". Nötig sei ein echter Wandel, nicht nur "ein paar Pinselstriche".

Mangel an Subsidiarität

Franziskus beklagte einen Mangel an Subsidiarität, einer Einbeziehung untergeordneter Ebenen. Ohne gesellschaftliche Teilhabe und den Beitrag von Familien, Vereinigungen, Kooperativen und kleinen Unternehmen gebe es keine wirkliche Solidarität. Auch gelte es, den Beitrag von einfachen Arbeitern und Randgruppen wie Behinderten und Armen zu würdigen, betonte der Papst.

Nachdrücklich verlangte das Kirchenoberhaupt Staatshilfen für den Wiederaufbau. Dafür müsse jeder die angemessenen Mittel haben.

Franziskus verwies auf das Prinzip der Subsidiarität, das Papst Pius XI. (1922-1939) nach der großen Wirtschaftsdepression 1929 proklamierte. Der Lockdown während der Pandemie habe Menschen, Familien und Unternehmen in große Probleme gebracht. Der Staat müsse "die nötigen Ressourcen bereitstellen, um vorwärtszugehen".

Bei der Verteilung der Finanzmittel höre man allerdings "mehr auf die multinationalen Konzerne als auf die sozialen Bewegungen", sagte Franziskus. Damit erlaube man den Menschen nicht, "Protagonisten ihrer eigenen Befreiung" zu sein, so der aus Lateinamerika stammende Papst. Eine Beteiligung der mittleren und niedrigeren Ebenen helfe, negativen Aspekten der Globalisierung und des staatlichen Handelns vorzubeugen.

Papst küsst Hände trotz Corona

Ungeachtet der Covid-Pandemie hat Papst Franziskus die Hände von fünf Neupriestern geküsst. Am Ende der Generalaudienz begrüßte er die ihm vorgestellten neugeweihten jungen Männer und küsste ihnen jeweils beide Handinnenflächen. Der 83-jährige Papst gehört aufgrund seines Alters und einer eingeschränkten Lungenfunktion selbst zur Risikogruppe.

Seit vergangener Woche finden die päpstlichen Generalaudienzen am Mittwoch wieder mit Publikum statt. Insbesondere bei der Begrüßung von Pilgern und Besuchern am Anfang und Ende der Veranstaltung im Hof des Apostolischen Palastes werden Abstandsregeln praktisch nicht eingehalten.


Quelle:
KNA